Klimawandel
Schädlicher als Kohlendioxid
Rekordausstoß an Methan
Weltweit wird mehr Methan ausgestoßen als je zuvor. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forscherteam in seiner aktuellen Studie. Das Treibhausgas ist viel klimawirksamer als Kohlendioxid. Besonders die Viehzucht ist für diese dramatische Zunahme verantwortlich.
Der jährliche weltweite Ausstoß des Treibhausgases Methan hat einen neuen Höchststand erreicht. 2017 gelangten knapp 600 Millionen Tonnen Methan in die Erdatmosphäre. Schätzungen zufolge ist der Trend auch 2018 und 2019 nicht abgerissen. Gegenüber dem jährlichen Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2006 habe sich der jährliche Ausstoß um rund 50 Millionen Tonnen erhöht, heißt es in der Studie. Das entspricht einem Zuwachs von neun Prozent. Die Konzentration von Methan in der Luft sei jetzt rund zweieinhalbmal so groß wie vor der Industrialisierung.
Die Entwicklung ist auch deswegen besorgniserregend, da das Treibhausgas ein deutlich größeres Schadenspotenzial für das Klima hat als Kohlendioxid. Seine schädliche Wirkung auf das Klima pro Kilogramm ist in einem Zeitraum von 100 Jahren 28-mal höher als bei einem Kilogramm Kohlendioxid (CO2). Über 20 Jahre gerechnet ist die Wirkung sogar 86-mal stärker. Allerdings ist es nicht leicht festzustellen, aus welchen Quellen Methan genau stammt. Es entweicht zum Beispiel aus Sümpfen, Vulkanen, Reisfeldern, Rindermägen, Gasfeldern und Deponien.
Dabei haben die Studienautoren mehrere Berechnungsmethoden kombiniert. Ihnen zufolge ist der massive Anstieg der Methan-Emissionen vor allem auf die fossile Energiegewinnung, die Viehzucht und Deponien zurückzuführen. Drei Weltregionen verzeichneten einen besonders starken Anstieg beim Methanausstoß: Afrika und Naher Osten, China sowie Ozeanien und Australien. Mit jährlich 4,5 Millionen Tonnen mehr haben auch die USA ihren Anteil an der Emissionssteigerung, vor allem durch die Förderung und Verteilung von Erdgas.
In Europa ist dagegen der Methanausstoß gegenüber dem Vergleichszeitraum (2000 bis 2006) leicht gesunken. Insbesondere Richtlinien und ein besseres Management haben die Emissionen aus Deponien, Gülle und anderen Quellen in Europa reduziert. Zudem haben sich die Essgewohnheiten der Europäer verändert: Statt Rindfleisch stehen nun mehr Geflügel und Fisch auf dem Speiseplan.
Einen Anstieg der Methanemissionen durch das Auftauen von Permafrostböden in kälteren Regionen konnten die Forscher zumindest bis 2017 nicht beobachten. Doch dies dürfte in zukünftigen Berechnungen eine immer größere Rolle spielen. Methan ist im Permafrost gebunden. Besonders die arktischen Regionen und Hochgebirgslagen sind vom Klimawandel stark betroffen. Taut der bislang dauerhaft gefrorene Boden immer mehr auf, wird das hochwirksame Treibhausgas verstärkt in die Atmosphäre steigen.
Der starke Methan-Anstieg in der Atmosphäre kann die globale Erderwärmung verstärken. Dies passt auch zu einem pessimistischeren Szenario des Weltklimarats, das auf eine rund vier Grad wärmere Erde hinausläuft. Jenseits der 1,5 Grad, die sich die Welt mit dem Paris-Abkommen vorgenommen hat, wird es wahrscheinlicher, dass Kipppunkte im Erdsystem aktiviert werden. Diese können die Erderwärmung beschleunigen und damit ganze Ökosysteme zerstören.
Die Wissenschaftler präsentieren aber auch eine gute Nachricht: Weil Methan in der Atmosphäre viel schneller abgebaut wird als CO2, könnte eine Verringerung des menschengemachten Methanausstoßes schnell Wirkung zeigen.
Die Informationen dieses Beitrags basieren auf eine Meldung der dpa und Veröffentlichungen in den wissenschaftlichen Fachzeitschriften "Earth System Science Data" und "Environmental Research Letters".
(Ein Bericht von Tommy Kühnlein aus der WetterOnline-Redaktion)