Klimawandel
Kurze Atempause bei Eisschmelze
Grönlandgletscher legt wieder zu
Grönlands größter Gletscher, der Jakobshavn-Gletscher, wird seit drei Jahren wieder größer. Zu diesem überraschenden Ergebnis sind jetzt Forscher der NASA gelangt. Entwarnung für den Klimawandel bedeutet dies jedoch nicht.
Der Jakobshavn-Gletscher bereitete den Forschern jahrelang Sorgen. Etwa seit Beginn des 21. Jahrhunderts zog er sich in atemberaubendem Tempo zurück, wobei von seinem Rand enorme Eismassen abbrachen und als Eisberge südwärts in den Nordatlantik trieben. Da der Eisstrom daraufhin immer schneller Richtung Meer zu fließen begann, verlor er auch rund 150 Meter an Mächtigkeit: Das Eis floss und schmolz ganz einfach schneller dahin, als es durch Schneefälle vom Inland her mit Nachschub versorgt werden konnte.
Seit 2016 kehrt sich diese Entwicklung um: Ursache ist eine periodische Schwankung der Wassertemperaturen des Atlantiks. Während dieser sich jahrelang erwärmt hatte, führt die sogenannte Nordatlantische Oszillation (NAO) seit einigen Jahren zu einer Abkühlung des Wassers um bisher rund zwei Grad. Dabei handelt es sich um eine Schwingung der wetterlenkenden Windströmungen. Sie wird von großräumigen Luftdruckschwankungen zwischen Island und den Azoren ausgelöst. Diese kehren sich in unregelmäßigen Intervallen um, die mehrere Jahre dauern können.
Damit ist auch das gegenwärtige Wachstum des Gletschers leider nur ein vorübergehendes Phänomen. So dürften die Wassertemperaturen mit der nächsten größeren Schwingung der NAO wieder zulegen und mit dem wärmeren Wasser verringert sich die Stabilität der Gletscherzunge erneut. Die Folge: Grönlands größter Gletscher schrumpft und schmilzt dann womöglich noch schneller als zuvor. Denn langfristig wird das Wasser des Atlantiks immer wärmer. Und wie sich jetzt gezeigt hat reagiert das Eis schon auf kleinste Temperaturschwankungen.
Die Informationen dieses Beitrags beruhen auf einer Pressemitteilung der NASA.