Klimawandel
Weltweiter Gletscherschwund
Alpengletscher werden kleiner
Erstaunt blickt die Welt nach Island: Dort ist der ehemalige Gletscher Okjökull fast komplett weggeschmolzen. Den Alpengletschern wird es in Zukunft nicht besser gehen. Doch nicht nur die Erderwärmung beschleunigt den Eisschwund.
Der Okjökull ist der erste Gletscher Islands, der dem Klimawandel zum Opfer gefallen ist. Wo früher eine dicke Eisschicht den Vulkan bedeckte, liegt nun Geröll. Weltweit verlieren schmelzende Gletscher jährlich rund 335 Milliarden Tonnen Eis, wie Forscher von der Universität Zürich aus Satellitenmessungen und Beobachtungen vor Ort ausgewertet haben. Zwischen 1961 und 2016 waren das mehr als 9000 Milliarden Tonnen Eis. Vom Eisschwund sind auch die Alpengletscher betroffen.
Zwar gibt es im August dieses Jahres mehr Schneeflächen als im vergangenen, doch davon werden die meisten Alpengletscher kaum profitieren. Im Winter und Frühjahr kam in den Alpen ungewöhnlich viel Schnee zusammen, wie beispielsweise auf Deutschlands höchstem Berg - der Zugspitze. Durch die dicke Schneedecke hat es im Sommer einen gewissen Puffer gegeben, der die hohen Temperaturen etwas abfangen konnte. Inzwischen ist vom Schnee aber kaum noch etwas übrig.
Bis Ende dieses Jahrhunderts wird sich in den Alpen kaum ein Gletscher halten können. Steigen die Temperaturen in Folge des Klimawandels weiter kräftig, dürften bis zum Jahr 2100 die Gletscher bis auf einen kümmerlichen Rest von allenfalls fünf Prozent der heutigen Eismassen verschwunden sein. Doch nicht nur die steigenden Temperaturen, sondern auch die Luftverschmutzung trägt dazu bei, dass sich der Gletscherschwund beschleunigt.
Das Rückstrahlvermögen, auch als Albedo bezeichnet, ist eine wichtige Eigenschaft von Gletschern. Bei Neuschnee liegt sie bei rund 90 Prozent. Zusammengedrückter und teils nasser Sommerschnee kommt auf rund 60 Prozent. Mit Ruß und Staub verschmutztes Eis hat dagegen nur noch 40 Prozent. Je dunkler das Eis wird, desto schneller schmilzt es daher. Insbesondere Rußpartikel durch Waldbrände, aber auch Feinstaub durch Industrieanlagen, Auto- und Lkw-Verkehr, Heizungen sowie Landwirtschaft sind dafür verantwortlich.
In der Arktis wird schon seit Jahren beobachtet, dass besonders die Verschmutzung durch Rußpartikeln zunimmt. Im vergangenen und in diesem Jahr brachen große Waldbrände von Alaska bis nach Sibirien aus. Ihr Ruß flog über Tausende Kilometer bis nach Grönland und verschmutzte dort die Eisschilde weiter. Der von Menschen produzierte Feinstaub wird vom Boden aufgewirbelt und kann schlimmstenfalls ins Hochgebirge verfrachtet werden.
(WO/dpa)