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Klimawandel

Samstag, 06.06.2020

Mehr Ozon durch Klimawandel

Rätsel um Sommersmog gelöst

Warum gibt es trotz sinkender Stickoxid-Ausstoße immer noch unverändert hohe Ozon-Konzentrationen an heißen Tagen? Eine neue Studie hat ein fehlendes Puzzelstück gefunden. Demnach könnte der Sommersmog aufgrund des Klimawandels sogar wieder zunehmen.

Ozonalarm wie 1995 auf der A5 sind seltener geworden, doch der Klimawandel kann das Problem nun erneut verschärfen. Bild: dpa

Spätestens seit dem ersten Ozonalarm im Hitzesommer 1994 ist das Problem bekannt: An heißen Sommertagen entsteht aus Stickoxiden in Autoabgasen das gesundheitsschädliche Reizgas Ozon. Doch obwohl der Ausstoß EU-weit fast halbiert wurde, gab es in den beiden Hitzesommern 2018 und 2019 in Deutschland und vielen anderen Regionen Europas ähnlich hohe Ozonwerte wie in den 1990ern. Die Autoren der neuen Studie glauben, ein entscheidendes, bisher fehlendes Teil in diesem Sommersmog-Puzzel gefunden zu haben.

"Es liegt an gestressten Wäldern", sagt Studienleiterin Meiyun Lin, Atmosphärenforscherin an der Universität Princeton. Durch den Klimawandel gibt es heißere Sommer, die zu mehr Verdunstung und damit zu mehr Trockenheit führen. Bei Dürrestress schließen Pflanzen ihre Öffnungen, um den Wasserverbrauch zu minimieren. Dann nehmen sie aber auch weniger Ozon auf, womit sie normalerweise Biomasse aufbauen. Dieser natürliche Reinigungsprozess unserer Atmosphäre durch die Wälder funktioniert bei anhaltender Hitze und Trockenheit also nicht mehr.

Stürme, Hitze, Trockenheit und der Borkenkäfer lassen den Fichtenwald großflächig absterben. Dennoch birgt das Sterben auch Chancen für den Wald, wie unser WetterReporter herausgefunden hat.

Diesen Zusammenhang zwischen Dürre und höheren bodennahen Ozongehalten kann die Studie für die beiden vergangenen Hitzesommern in Mitteleuropa zeigen. Dürregestresste Wälder nehmen bis zu 70 Prozent weniger Ozon auf. In die Studie sind auch bisher rätselhafte Langzeitmessungen vom Hohenpeißenberg eingeflossen. Denn auch sie zeigten einen starken Rückgang der Stickoxide als Vorläufersubstanz des Ozons, aber dennoch blieb die Zahl von Sommersmog-Tagen mit Überschreitung gesetzlicher Richtwerte quasi gleich.

Die Forscher gehen davon aus, dass mit der erwarteten Zunahme von Hitzewellen und Dürrestress der Wälder in den nächsten Jahren es auch zu vermehrten Überschreitungen von Ozongrenzwerten kommt. Um dies zu verhindern, hilft direkt nur eine weitere Verminderung der Sickoxid-Emissionen, zum Beispiel durch noch effektivere Abgas-Katalysatoren oder E-Autos. Langfristig hilft es aber natürlich vor allem den Klimawandel selbst zu bremsen.

Die Informationen dieses Beitrags basieren auf der Veröffentlichung "Vegetation feedbacks during drought exacerbate ozone air pollution extremes in Europe" in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Nature Climate Change. Ein Bericht von Denis Möller aus der WetterOnline-Redaktion.

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