Klimawandel
Ungewöhnlich hohe Temperaturen
Grönland-Eis schmilzt sehr früh
Extrem früh hat in diesem Jahr das alljährliche Abschmelzen des Grönländischen Eisschildes begonnen. Ursache dafür sind offenbar zeitweise außergewöhnlich hohe Temperaturen im Frühjahr.
Die alljährliche Tau-Phase des Grönland-Eises setzt in diesem Jahr besonders früh und heftig ein, das haben aktuelle Messungen und Berechnungen von Wissenschaftlern des Dänischen Meteorologischen Institutes ergeben. In der vergangenen Woche taute es bereits an über zehn Prozent des riesigen Grönländischen Eisschildes. Im April wurde ein solches Ausmaß des beginnenden Schmelzprozesses noch nie festgestellt. Bisher lagen vergleichbare Termine selbst bei frühem Einsetzen des Abtauens erst Anfang Mai.
Als Grund für den so früh beginnenden Tau-Prozess werden außergewöhnlich hohe Temperaturen vermutet, die bereits in der ersten Aprilhälfte in Teilen Grönlands geherrscht haben. So stieg die Temperatur an einer Messstation auf dem höchsten Punkt des Eisschildes mit minus 6,6 Grad auf einen neuen April-Rekord. Im west-grönländischen Kangerlussuaq wurden in der vergangenen Woche sogar bis zu 17,8 Grad plus gemessen. Dies sind Werte, wie sie sonst meist nur an warmen Tagen im Sommer gemessen werden.
Das immer stärker voranschreitende Schmelzen der Eisdecke Grönlands gilt als einer der Hauptfaktoren für den weltweiten Anstieg des Meeresspiegels. Zwischen 2003 und 2010 verlor der Eispanzer bereits doppelt soviel Masse wie im gesamten Jahrhundert davor. Sollte das Eis jetzt zudem immer früher zu tauen beginnen, könnte damit auch der Meeresspiegel stärker als bisher erwartet ansteigen.