Klimawandel
Historische Super-Warmzeiten
Arktis ist wiederholt aufgetaut
In der jüngeren Vergangenheit der Erde hat es in den polaren Regionen wiederholt sehr warme Phasen, so genannte "Super-Warmzeiten", gegeben. Wie ein internationales Forscherteam um Martin Melles vom Institut für Geologie und Mineralogie der Universität Köln anhand von Bohrkernen aus dem Sediment eines sibirischen Sees entdeckte, war es in der Arktis in den letzten 2,8 Millionen Jahren insgesamt acht mal um bis zu fünf Grad wärmer als heute. Dabei war es so warm, dass an den Ufern des Sees sogar ausgedehnte Fichten- und Lärchenwälder gediehen.
Satellitenbild des Elgygytgyn-Sees im Nordosten Sibiriens
Wie die Auswertung der im Winter 2009 gewonnenen Bohrkerne zeigt, führten historische Klimaschwankungen in der untersuchten Epoche erwartungsgemäß immer wieder zu einem regelmäßigen Wechsel von Warm- und Kaltzeiten. Überraschend fanden die Forscher jedoch auch Hinweise auf unregelmäßig wiederkehrende "Super-Warmzeiten" im Sediment, in denen die Temperaturen der Arktis dramatisch über die Werte normaler Warmzeiten hinaus anstiegen.
Die größte Überraschung dieser Entdeckung liegt aber darin, dass sich die rätselhaften "Super-Warmzeiten" weder mit zyklischen Schwankungen der Erdbahnparameter noch mit nennenswerten Veränderungen der Treibhausgase hinreichend erklären lassen. Es müssen also andere, noch weitgehend unbekannte Impulse zu der beobachteten, extremen Erwärmung der Arktis geführt haben. Melles vermutet Wechselwirkungen mit zeitgleich aufgetretenen Zusammenbrüchen des Gletscherschildes der Westantarktis, welche den Lauf von Meeresströmungen verändert haben könnten.
Die Erde als natürliche "Klimakammer" im Weltall
Da die Wissenschaft aber auch bei der Ursachenforschung für den wiederholten Kollaps des westantarktischen Eisschildes noch im Dunkeln tappt, lässt sich über die auslösenden Faktoren nur rätseln, denn auch die Ursache jener antarktischen Gletscherschmelzen ist noch ungeklärt. Sicher scheint lediglich, dass das Klima in den Polarregionen der Erde noch weit empfindlicher reagiert, als bisher angenommen. Es drängt sich aber die Vermutung auf, dass Schwankungen der Sonnenstrahlung zu den rätselhaften "Super-Warmzeiten" beigetragen haben könnten.