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Klimawandel

Donnerstag, 14.01.2010

Nach Kopenhagen - Was nun?

Es gibt radikale Forderungen

Welche Möglichkeiten gibt es noch, ein globales Abkommen zum Schutz des Weltklimas zu erzielen? Diese Frage steht nach dem Scheitern der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen (7. bis zum 18. Dezember 2009) im Raum. Trotz intensiver Marathonverhandlungen war das internationale Treffen in Kopenhagen gescheitert. Das Plenum hatte sich am Ende nicht klar für eine zuvor von 25 Staaten ausgehandelte politische Erklärung ausgesprochen, sondern diese lediglich zur Kenntnis genommen.

Diese Erklärung nennt das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, sie enthält jedoch keine konkreten Vorgaben zur Treibhausgasverringerung. Für den Klimaschutz und die Anpassung an Klimafolgen sollen die Entwicklungsländer dem Papier zufolge in den kommenden drei Jahren etwa 21 Milliarden Euro bekommen. Ab 2020 sollen die Industriestaaten jährlich 100 Milliarden Dollar bereitstellen.

Abbruch großer Eisplatten in der Antarktis

Bildquelle: Modis - Das aktuelle Satellitenbild zeigt das Filchner Schelfeis in der Antarktis. Eis-Abbrüche sind an sich ein normaler Vorgang. In der Westantarktis haben sie sich zuletzt gehäuft. Ob jedoch in der gesamten Antarktis ein grundlegender Trend zu verstärktem Eisverlust besteht, ist wissenschaftlich umstritten.

Da das Abschlusspapier der 25 Staaten keine ehrgeizigen Klimaschutzziele enthält, verweigerte der Inselstaat Tuvalu seine Zustimmung. Der UN-Experte Alden Meyer aus den USA meinte dennoch, auch die Form einer Zurkenntnisnahme sei hinreichend, um den Inhalt der Erklärung rechtlich umzusetzen. Bundeskanzlerin Merkel räumte dagegen ein, den Inhalt der Erklärung "mit gemischten Gefühlen" zu sehen. US-Präsident Obama nannte die Einigung "unzureichend".

Die Fieberkurve der Erdtemperatur von 1880 bis 2008

Bildquelle: NOAA

Deutlichere Worte fand die schwedische EU-Ratspräsidentschaft, welche dem Weltklimagipfel ein vernichtendes Zeugnis ausstellte: "Das Ergebnis von Kopenhagen sei eine Katastrophe", erklärte der schwedische Umweltminister Carlgren. Auch nach Einschätzung des Klimaforschers Mojib Latif wurde bei der UN-Konferenz "eigentlich überhaupt nichts erreicht". Die nächste UN-Klimakonferenz soll im Dezember 2010 in Mexiko stattfinden. Bereits für den Sommer ist als Vorbereitung darauf eine Umweltminister-Konferenz in Bonn geplant.

Mittlerweile haben sich jedoch Stimmen gehäuft, die nicht mehr viel Sinn daran sehen, in Zukunft weitere Marathon-Klimakonferenzenzen unter dem Dach der Vereinten Nationen abzuhalten. Der chaotische Verlauf der Konferenz in Kopenhagen habe die Grenzen des UN-Prozesses klar aufgezeigt: Nichtregierungsorganisationen fühlten sich ausgegrenzt, kleine Staaten übergangen und manche große Staaten, vorrangig China, kompromisslos.

Der Anstieg des Meeresspiegels seit 1993

Bildquelle: University Of Colorado

Der Klimaforscher James Hansen äußerte kürzlich, dass im Fall der Klimaveränderung der demokratische Prozess offenbar nicht gut funktioniere. Die Hauptlinie der Klimaforschung bekräftigt seit langem, die Menschheit stehe am Scheideweg. Ein ökonomisches und politisches "Weitermachen wie bisher" führe in die Katastrophe, also eine Aufheizung des Planeten mit verheerenden Folgen. Zu einer global nachhaltigen Lebensweise bedürfe es umgehend einer großen Transformation, fordert etwa Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des PIK in Potsdam.

Hierfür ist in den Augen mancher Klimaforscher ein anderes globales Politikregime erforderlich. Die Australier David Shearman and Joseph Wayne Smith gehen soweit, eine autoritäre Regierungsform einzufordern, um die Treibhausgasemissionen auch politisch umzusetzen. Noch radikaler hat sich der Chemiker James Lovelock geäußert, der fordert, "dass wir die Demokratie aufgeben müssten, um den Herausforderungen der Klimaveränderungen gerecht zu werden." Derartigen Anmaßungen widerspricht die große Mehrheit moderater Wissenschaftler jedoch vehement.

Verlauf der Land- und der Ozeantemperaturen seit 1950

Bildquelle: NOAA - Die herausragenden Spitzen bei der Ozeantemperatur (rot) stehen meist mit El Niño-Ereignissen im tropischen Pazifik im Zusammenhang.

Sie verweisen eher auf ein bislang sehr ambivalentes Verhalten der Politik. Ein nennenswerter Erfolg der bisherigen Klimapolitik sei ausgeblieben. Die weltweiten Reaktionen auf die Wirtschaftskrise zeigten, dass keine Regierung die Minderung ihres Wohlstandswachstums "als Opfer" zur Emissionsbekämpfung in Betracht ziehe. Alle Maßnahmen zur Bekämpfung der Rezession zielten auf eine abermalige Ankurbelung des Wirtschaftswachstums ... wodurch auch die Treibhausgas-Emissionen erneut steigen würden.

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