Klimawandel
Meereis auf Rekordminimum
Tauwetter rund um den Südpol
Im antarktischen Ozean hat es nie seit Aufzeichnungsbeginn so wenig Meereis gegeben wie aktuell. Forscher befürchten, dass der Klimawandel nun auch die Südpolarregion erreicht hat und sehen warme Meeresströmungen als möglichen Grund.
Klimaforscher schlagen Alarm: Nach ihrer Ansicht hat der Klimawandel nun auch die Antarktis erreicht. Jahrelang galt der antarktische Meereisgürtel als vom Klimawandel noch nicht beeinflusst. Während die saisonalen Eisverluste in der Arktis immer dramatischere Ausmaße erreichten, nahm die Eisbedeckung rund um die Antarktis zuletzt sogar noch zu und erreichte erst vor zwei Jahren ihre größte Ausdehnung seit Aufzeichnungsbeginn. Damals war die zu mindestens 15 Prozent mit Eis bedeckte Meeresfläche noch fast doppelt so groß wie in diesem Februar.
Die Forscher befürchten schon lange, dass vom Klimawandel erwärmtes Meerwasser von unten an dem schwimmenden Eisgürtel nagt. Dieser schleichende Prozess sei bisher jedoch ohne sichtbare Folgen geblieben, das Eis lediglich dünner und brüchiger geworden. Doch in diesem Jahr kamen offenbar lokale Wetterschwankungen wie starke Winde hinzu, die mehr Eis als sonst auseinander und hinaus aufs offene Meer getrieben haben. Dadurch hat sich die noch vor zwei Jahren zu beobachtende Rekordeisbedeckung in kürzester Zeit in ihr glattes Gegenteil verkehrt.
Neben der enorm geringen Eisausdehnung bereiten den Forschern auch immer mehr Risse und Brüche im Schelfeis Sorgen: Schelfeis besteht aus einstigem Inlandeis, das in gewaltigen Strömen langsam aufs Meer fließt. Beschleunigt sich der Verlust von Schelfeis durch abbrechende Eisberge, nimmt das Tempo zu, mit der Inlandeis nachströmt und die Eisschmelze beschleunigt sich weiter: Ein Teufelskreis! So droht aktuell ein solcher Abbruch am Larsen-C-Schelfeis. Im Brunt-Eisschelf musste wegen Rissen im Eis sogar eine Forschungsstation verlegt werden.