Klimawandel
Es rumort im Weltklimarat
UN-Klimachef zurückgetreten
Knapp zwei Monate nach der Weltklimakonferenz in Kopenhagen hat UN-Klimachef Yvo de Boer seinen Rücktritt angekündigt. De Boer wird nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP sein Amt zum 1. Juli niederlegen. "Es war eine schwierige Entscheidung", erklärte De Boer. Der 1954 in Wien geborene de Boer stand seit September 2006 an der Spitze des UN-Klimasekretariats. Er bedauerte erneut, dass in Kopenhagen kein rechtsverbindliches Abkommen zur Verringerung der Treibhausgase erreicht worden sei.
Weltweite Temperaturabweichungen im Januar 2010
Die Absichtserklärung, die Erderwärmung auf maximal zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, wird von den meisten Experten als unzureichend kritisiert. Ursprünglich hätte ein neues Klimaabkommen das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll ablösen sollen. Das Kyoto-Protokoll war unter Vermittlung des UN-Klimasekretariats zustande gekommen und stellt bislang das einzige Klimaabkommen von internationaler Tragweite dar.
Nachdem der Klimarat wegen inhaltlicher Fehler und dem Vorwurf der Vertuschung von Daten in die Kritik geraten war, hatten in den vergangenen Wochen bereits mehrere Klimaforscher aus unterschiedlichen Nationen zu einem Umbau des Weltklimarats aufgerufen. Bei der Kritik an dem Gremium geht es besonders um eine Vorhersage im Sachstandsbericht 2007, wonach die Himalaya-Gletscher bis 2035 komplett abschmelzen würden. Gemeint war jedoch das Jahr 2350.
Die Meereisbedeckung Mitte Februar 2010
Zwischenzeitlich wurden weitere Fehler bekannt, die jedoch nicht die wissenschaftlichen Kernaussagen des IPCC-Reports betreffen. Auch der deutsche Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber unterstützt die Forderung nach einer grundlegenden Reform des von den Vereinten Nationen eingerichteten Weltklimarats. In der Süddeutschen Zeitung legte Schellnhuber dem Vorsitzenden des Weltklimarats, Rajendra Pachauri, den Rücktritt nahe.
Er plädierte dafür, den Weltklimarat stärker von politischen Interessen zu befreien und wandte sich gegen die derzeitige Praxis, nach welcher die Mitglieder des IPCC "nicht strikt nach Kompetenz ausgewählt werden", sondern unter Beteiligung von Regierungen.