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Wasser für Wüsten - Bei Nebelfängern in der Atacama

Bei Nebelfängern in der Atacama

Wasser für Wüsten

Bei Nebelfängern in der Atacama
Inhalt

In der Wüste Atacama in Südamerika fällt so gut wie kein Regen, aber es gibt Nebel. Dieses Nebelwasser wird mittels großer Netze geerntet. Wir haben eine Forschungsstation zu solchen Nebelfängern auf unserer Wetterweltreise in Chile besucht.

Video: Bei den Nebelfängern in der Atacama

Das Video fasst unseren Ausflug zu den Nebelfängern zusammen. Es erklärt, wie sie funktionieren und auch welche ungewöhnlichen Nutzungsmöglichkeiten es gibt.

Die Forschungsstation Alto Patache

Von Iquique ganz im Norden von Chile führt es uns die Küste entlang. Auf der einen Seite sehen wir das Meer, auf der anderen erheben sich steil die Küstenberge. Wir biegen ab und fahren mit unserem Allradauto mitten durch die Wüste auf einen Berg bis zur Forschungsstation Alto Patache.

Nun sind wir in der Atacama ganz im Norden von Chile unterwegsNun sind wir in der Atacama ganz im Norden von Chile unterwegs.

Die Station besteht aus mehreren kuppelartigen Zelten. Im weitläufigen Gebiet drumherum befinden sich mehrere Nebelfänger und Wetterstationen. Seit Ende der 90er Jahre wird hier mit den Nebelnetzen experimentiert. Das Wasser aus den Netzen nutzen die Forscher zum Beispiel zum waschen.

Die Forschungsstation Alto Patache zum SonnenaufgangDie Forschungsstation Alto Patache zum Sonnenaufgang. Zu erkennen sind weiter hinten die weißen Kuppelzelte und im Vordergrund die Nebelfänger. Über dem Meer im Hintergrund liegen Wolken. Bild: Pablo Osses McIntyre

Außerdem gibt es kleine Versuchsfelder, um Pflanzen zu beobachten. So werden wir auch von Biologen empfangen, die uns ganz begeistert von den vielen Flechten und Pflanzen rund um die Station erzählen. Wenn wir uns die Landschaft drumherum anschauen, können wir uns kaum vorstellen, dass hier etwas wächst. Doch wir werden etwas Besserem belehrt. Mit der Geografin Constanza Vargas erkunden wir das Gebiet.

Warum gibt es Nebel in der Atacama?

Der Nebel entwickelt sich durch Feuchtigkeit vom Meer, da Wasser über dem kühlen Humboldtstrom verdunstet. Ein Hochdruckgebiet über der Atacama bremst jedoch das weitere Aufsteigen der Luft, es bildet sich eine Inversion aus.

Der Blick auf das durch den Humboldtstrom recht kühle MeerDer Blick auf das durch den Humboldtstrom recht kühle Meer.

An dieser Inversionsschicht entwickelt sich Nebel. Dieser wird mit Winden vom Meer gegen die Küstenberge getrieben. Vor allem dort ist der als Camanchaca (Finsternis) bezeichnete Nebel berüchtigt. Nur hier lohnt das Aufstellen von Nebelfängern.

Wie Nebel ganz genau entsteht, erklären wir im Video:

So funktionieren Nebelfänger

Nebelfänger sind recht einfach aufgebaut. Sie bestehen aus einem dichtmaschigen Netz, das zwischen zwei Pfosten gespannt ist. Unterhalb des Netzes befindet sich eine Rinne. Das eng bespannte Netz fungiert als Kondensationskeim, an denen der Nebel zu kleinsten Tröpfchen kondensiert.

So sieht ein typisches Netz von Nebelfängern ausSo sieht ein typisches Netz von Nebelfängern aus.

Die Tröpfchen sammeln sich am Netz und fließen, wenn sie schwer genug sind, nach unten in die Rinne ab. Von dort können sie in Wasserbehälter gesammelt oder direkt in Dörfer weiter unten transportiert werden.

Nebel kondensiert am Netz und fließt in eine Rinne.Nebel kondensiert am Netz und fließt in eine Rinne. Bild: Constanza Vargas

Nach wie vor wird am Material und einer optimalen Struktur von Nebelnetzen geforscht. Sie sollen natürlich eine möglichst hohe Ausbeute liefern, aber auch bezahlbar bleiben. Aktuell sind viele Nylonnetze im Einsatz. Diese reißen jedoch bei kräftigerem Wind.

So viel Wasser liefern Nebelfänger

Ein Ziel der Forschungsstation ist es herauszufinden, wie viel Wasser die Nebelfänger zu welcher Jahreszeit hergeben. Seit 1998 wird gemessen. Nach den Daten fällt am meisten Wasser zwischen Juni und Oktober ab. Dann sind es pro Quadratmeter Nebelnetz immerhin bis zu 400 Liter in einem Monat.

Die Ausbeute der Nebelfänger in Liter pro Quadratmeter Nebelnetz nach MonatenDie Ausbeute der Nebelfänger in Liter pro Quadratmeter Nebelnetz nach Monaten.

Dabei ist die von den Nebelnetzen gewonnene Wassermenge stark abhängig von der Tageszeit. Besonders effektiv sind die Nachmittagsstunden. Zwischen 17 und 18 Uhr werden übers Jahr etwas mehr als ein Liter pro Quadratmeter Nebelnetz gewonnen. Zur Mittagszeit kommt hingegen überhaupt nichts zusammen.

Nebelfänger - Perspektiven für die Zukunft

Forscher sind sich einig, dass man mit Nebelfängern niemals Massen versorgen kann. Für Orte im Bereich des Küstennebels sind sie aber dennoch eine Perspektive. Der Vorteil ist, dass sie einfach und kostengünstig sind. Einige Fischerorte zum Beispiel sind so abgelegen, dass Wasserleitungen dorthin zu teuer sind. Stattdessen werden sie mit Tankwagen beliefert und müssen mit weniger als 20 Liter pro Kopf und Tag auskommen (Zum Vergleich: Ein Deutscher braucht etwa 120 Liter). Bei Nebelfängern auf dem Berg, kann man leicht und kostengünstig eine Wasserleitung ins Tal bauen. So könnten dort auch mehr Flächen für die Agrarwirtschaft genutzt werden.

Ort an der Küste von ChileFür kleinere Orte am Fuße der Küstenberge sind Nebelfänger eine gute Ergänzung für die Wasserversorgung.

Nachteil der Nebelfänger ist, dass sie nicht kontinuierlich und nicht überall Wasser liefern. Eine ausreichende Wasserversorgung selbst für kleinere Orte ist somit nur in Zusammenhang mit Speichern möglich, die natürlich auch wieder Geld kosten.

Immer mehr Wasserleitungen vom Meer ins Landesinnere werden aufgrund von Meerwasserentsalzungsanlagen gebaut.Immer mehr Wasserleitungen vom Meer ins Landesinnere werden aufgrund von Meerwasserentsalzungsanlagen gebaut.

Die Minen als die größten Wasserverbraucher Chiles setzen derweil auf Meerwasserentsalzungsanlagen. Diese Technologie ist nicht unbedingt günstiger. Vom Meer zu den Minen müssen ebenfalls lange Leitungen gebaut werden. Außerdem fallen teils giftige Abfallprodukte in der Sole an.

Pflanzen mitten in der Wüste dank Nebel

Wie anfangs erwähnt, konnten wir den begeisterten Biologen bei unserem ersten Anblick der Wüste kaum glauben, dass hier so viele Pflanzen wachsen. Doch schon auf den zweiten Blick wimmelt es in den Küstenbergen dank des Nebels davon.

frankenia chilensisEine sogenannte Frankenia chilensis steht mitten in der Wüste.

Flechten sieht man eigentlich überall. Zwischen den Steinen haben wir auch immer wieder kleine Blumen gesehen.

Eine sogenannte Cristaria wächst im SandEine sogenannte Cristaria wächst im Sand.

Danke

Besonderes danken möchte wir Constanza Vargas. Die Geographin betreut die Forschungsstation und hat uns herumgeführt und uns geduldig unsere vielen Fragen beantwortet. Auch einige Bilder sind von ihr.

Über die Wetterweltreise – Wieder da

Mehr Infos zur Wetterweltreise gibt es hierMehr Infos zur Wetterweltreise gibt es hier.

Wegen der Corona-Pandemie mussten auch wir uns auf die Rückreise machen. Es war nicht so einfach, doch wir sind gut in Deutschland angekommen. Den Beitrag haben wir erst in Deutschland geschrieben. Es folgt noch ein Beitrag über den trockensten Ort der Erde, ein Höhepunkt unserer Reise.

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