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Ganz im Süden von Chile und Argentinien - Durch das raue Klima Patagoniens

Durch das raue Klima Patagoniens

Ganz im Süden von Chile und Argentinien

Wind und Regen in Patagonien
Inhalt

Wir liegen in unserem engen Zelt, immer wieder ist ein lautes Grollen von abgehenden Lawinen zu hören. Draußen ist es kalt und es pfeift ein kühler Wind, wie es typisch für Patagonien ist. Hier die Schilderung unserer Erlebnisse im Nationalpark Torres del Paine sowie Los Glaciares mit einem kleinen Exkurs zum Wetter in Patagonien.

Ankunft mit Temperaturschock

Mit einem ordentlichen Jetlag von Neuseeland reisen wir über Santiago die Chile nach Punta Arenas ganz im Süden von Chile. Unser Flug von Santiago die Chile wurde auf 4:30 Uhr verlegt. Blöd für uns, dass wir wo wir eh schon müde sind jetzt noch früher aufstehen müssen. Das Gute daran ist jedoch, dass wir zum Sonnenaufgang über die Gletscher Patagoniens fliegen.

 Patagonien ist ein Landstrich ganz im Süden von Chile und Argentinien. Patagonien ist ein Landstrich ganz im Süden von Chile und Argentinien.

Unter uns bietet sich in der Dämmerung mit den Seen und Schneefeldern ein faszinierendes Bild und die Vorfreude steigt. Bei der Landung erwartet uns dann ein Wetter, wie wir es lange nicht mehr hatten: Eine tiefhängende graue Wolkendecke, Nieselregen und eine Temperatur von 7 Grad. Brrr.

Die Aussicht vom Flugzeug aus auf die Berge, Schneefelder und Seen PatagoniensDie Aussicht vom Flugzeug aus auf die Berge, Schneefelder und Seen Patagoniens.

Das typische Wetter in Patagonien

Zum Wetter in Patagonien fand ich diesen Spruch: "Good weather does happen in Patagonia, it just doesn’t happen very often". Die Nationalparks Torres del Paine und Los Glaciares erstrecken sich von etwa 49° bis 54° südlicher Breite, das entspricht auf der Nordhalbkugel einem Gebiet von Hamburg bis Stuttgart. Das Klima ist jedoch anderes als unseres.

Die Temperaturen in Patagonien

Aufgrund der Nähe zur Antarktis ist es in Patagonien ganzjährig kühl. Selbst im Sommer wird es nachts oft um 5 Grad kalt. Bei seltenen Wetterlagen kommt die Luft direkt aus der Antarktis, dann kann es auch im Sommer Frost geben. Tagsüber sind es im Sommer meistens um 15 Grad, an einem sonnigen Tag erwärmt sich die Luft auch mal bis 20 Grad.

Das Klimadiagram für den Nationalpark Torres del PaineDas Klimadiagram für den Nationalpark Torres del Paine mit den durchschnittlichen Höchstwerten (rote Kurve) und Tiefstwerten (blaue Kurve). Datenquelle: Dirección General de Aguas

Kräftiger Wind in Patagonien

Patagonien befindet sich im Bereich der Westwindzone so wie wir in Mitteleuropa auch. Da es auf der Südhalbkugel kaum Landmassen gibt, die die Winde bremsen, wehen diese viel stärker als bei uns. Die Westwindzone zwischen 40 und 50 Grad südlicher Breite wird daher auch als Roaring Forties (Donnernde Vierziger) bezeichnet. Der Westwind ist in Patagonien das ganze Jahr über kräftig, die höchsten Windgeschwindigkeiten werden im Sommer (Dezember bis Anfang März) gemessen. Dieses Video zeigt, wie kräftig der Wind werden kann. Es geht durchaus noch kräftiger!

Niederschlag in Patagonien

Die Westwinde stauen die Wolken an der Westseite der Anden. Dort regnet es dann über 300 Tage im Jahr. Auf der windabgewandten Seite, im Lee der Berge, nimmt der Jahresniederschlag ab. Im Bereich des Nationalparks Torres del Paine sind es noch etwa 700 Liter, in El Calafate am Nationalpark Los Glaciares werden nur 200 Liter pro Quadratmeter gemessen.

Die Regenmengen im Torres del Paine NationalparkDie Niederschlagsmenge im Torres del Paine Nationalpark. In der Gesamtsumme regnet es dort mit etwa 700 Liter auf den Quadratmeter etwa so viel wie bei uns an vielen Orten.

Im Nationalpark Torre del Paine

Mit unserem Mietwagen fahren wir von Punta Arenas aus in das kleine Städtchen Puerto Natales. Die Stadt ist Ausgangspunkt für Wanderungen im Torres del Paine Nationalpark, wo es uns ebenfalls hinzieht. Wir leihen uns für die nächsten Tage Zelt, Schlafsack, Isomatte samt Gaskocher aus und hoffen auf einigermaßen erträgliches Zeltwetter.

Der Nationalpark zeichnet sich durch Gletscher, Gletscherseen und die Berge aus. Aushängeschild sind die Torres. Das sind drei turmartige Spitzen, die oberhalb einer Lagune ragen. Man kann hier über mehrere Tage mit Zelt wandern.

Am Lago Pehoe

Wir starten im Süden des Nationalparks am Lago Pehoe. Hier hat man unserer Meinung nach den besten Blick auf die etwas weiter entfernte Bergkette. Wir bauen unser Zelt auf und die Sonne kommt raus. Ganz untypisch ist es windstill und wir messen 19 Grad. Dafür haben wir jetzt unsere Winterbekleidung um die ganze Welt getragen. Wir wandern schwitzend im T-Shirt auf den nicht weit entfernten Mirador Cóndor und bewundern die herrliche Sicht auf die Bergkette.

Die Sicht auf die Bergkette auf dem Weg zum Mirador CóndorDie Sicht auf die Bergkette auf dem Weg zum Mirador Cóndor. Man sieht, wir haben T-Shirt Wetter.

Am Mirador Cóndor sitzen tatsächlich vor uns auf einem Felsen zwei mächtige Kondore. Sie scheinen sich an uns bzw. an den nicht ganz so leisen Kindern nicht zu stören. Im Hintergrund sehen wir den türkisblau schimmernden Lago Pehoe und noch weiter entfernt den „Glacier Grey“. Das ist der größte Gletscher hier im Park.

Zwei Kondore machen es sich auf einem Felsen gemütlichZwei Kondore machen es sich auf einem Felsen gemütlich.

Nur schwer können wir uns von diesem schönen Aussichtspunkt trennen. Doch der Hunger ruft uns zurück zum Zelt. Mit unserem kleinen Gaskocher gibt es das typische Gericht der nächsten Tage: Nudeln mit Tomatensauce. Wir haben das Glück, selbst von unserem Zelt die Bergkette zu sehen und bestaunen den Sonnenuntergang. Immer wieder hören wir ein lautes Donnergrollen.

Einige Zeit sind wir nicht sicher, ob es sich um Lawinen oder Eisabgänge des Gletschers handelt. Jetzt sehen wir die Lawine vor uns mit eigenen Augen. Zufällig habe ich meine Kamera für ein Wolkenzeitraffer aufgebaut. Hier kann man bei Sekunde 6 den Lawinenabgang in der Mitte des Bildes erkennen. Er scheint allerdings durch das Weitwinkelobjektiv weiter weg als in Wirklichkeit.

Auch in der Nacht hören wir in unserem Zelt immer wieder das Grollen der Lawinen. Die Nacht ist klar und dementsprechend kalt. Wir kuscheln uns in unser enges 1,85 Meter breites Zelt. Am nächsten Morgen messen wir 6 Grad. Gut, dass wir unsere Winterbekleidung doch nicht umsonst eingepackt haben.

Am windigen Salto Grande

Mit dem Auto fahren wir weiter durch den Park zum Wasserfall „Salto Grande“. Hier stürzt der Rio del Paine mit 100 Kubikmeter pro Sekunde hinab. Der Wasserfall befindet sich zwischen zwei Bergen. Der eh schon kräftige Wind wird durch den sogenannten Venturi-Effekt hier noch einmal beschleunigt. Obwohl es im Park selbst gar nicht so windig ist, müssen wir hier aufpassen nicht umgeweht zu werden. Belohnt werden wir mit einem schönen Blick auf den Wasserfall samt Regenbogen.

Bei Sonnenschein wird ein Regenbogen am Salto Grande im Nationalpark sichtbar. Bei Sonnenschein wird ein Regenbogen am Salto Grande im Nationalpark sichtbar.

Aufstieg zum Mirador Base Las Torres

Nach kalter, aber trockener Nacht starten wir am frühen Morgen zu unserer längsten Wanderung, dem neun Kilometer langen Aufstieg zum Mirador Base Las Torres. Die Türme mit der davorliegenden Lagune sind das Aushängeschild des Parks. Viele Wanderer auf unserem Campingplatz sind sogar schon mitten in der Nacht aufgebrochen, um zum Sonnenaufgang oben zu sein. Das ist sicherlich ein wunderschönes Erlebnis, kommt für uns mit Kindern aber nicht in Frage.

Bei sonnigem Wetter geht es nach einem ersten etwas steileren Anstieg etwas gemächlicher weiter. Bei sonnigem Wetter geht es nach einem ersten etwas steileren Anstieg etwas gemächlicher weiter.

Laut Prognose soll es der sonnigste Tag mit dem geringsten Regenrisiko und wenigsten Wind sein. Offensichtlich haben mehrere Menschen die Wettervorhersage geschaut, sodass der Weg selbst früh am Morgen schon recht voll ist. Zunächst geht es steil bergauf und es ist für alle anstrengend Zum Glück folgt nach dem ersten Anstieg ein längeres nicht ganz so steiles Stück. Zwischendurch haben wir Sicht nach unten auf die weite Landschaft. Ab hier verteilen sich die Menschenmassen etwas und wir wandern ruhiger durch ein Waldstück. Der Wald bietet angenehmen Schutz vor der Sonne, die jetzt an einem fast strahlend blauen Himmel knallt.

Zum Schluss wird der Anstieg etwas steiler und felsiger. Zum Schluss wird der Anstieg etwas steiler und felsiger.

Dann folgt ein Abzweig und der Weg wird felsig. Ab hier ist es eine Kletterpartie. Zwischendurch stauen sich die Menschen wieder. Weiter oben war wohl ein Notfall, alle rücken zur Seite und lassen Helfer mit einer Trage passieren. Auf diesem letzten steilen Stück gibt es wohl häufiger Verletzte. Endlich kommen wir oben an.

Ankunft am Mirador Base Las TorresAnkunft am Mirador Base Las Torres. Ein wundervoller aber auch recht voller Ort.

Es ist zwar überfüllt, der Anblick mit den Torres und der türkisblauen Lagune davor ist aber dennoch faszinierend und hat sich gelohnt. Wir suchen uns ein etwas ruhigeres Plätzchen und genießen den Moment. Nach einer Nacht im Zelt an einer höher gelegenen Station bekommen wir zum Abstieg am näcshten Tag wieder typisches patagonisches Wetter mit Wolken und etwas Regen.

Der Abstieg vom Mirador Base Las Torres am nächsten Tag bei RegenwetterDer Abstieg vom Mirador Base Las Torres am nächsten Tag bei Regenwetter.

Am Perito-Moreno-Gletscher

Nach einer weiteren Nacht im Zelt, diesmal bei Wind und durchgehenden Regen, fahren wir weiter nach Argentinien. Der Grenzübergang lässt uns staunen. Etwa einen Kilometer vor der Grenze endet die asphaltierte Straße auf chilenischer Seite. Das Grenzhäuschen liegt dann einsam und verlassen an einer Art Feldweg. Auf argentinischer Seite müssen wir uns erstmal einige Kilometer lang über den Schotterweg mit Schlaglöchern quälen. Etwa drei Stunden später erreichen wir den nächsten Ort. El Calafate ist der Ausgangspunkt für den Perito-Moreno.

Sonnenuntergang in PatagonienIn El Calafate sind wir begeistert von den Farben zum Sonnenuntergang.

Der Perito-Moreno-Gletscher ist der meistbesuchte Gletscher in Patagonien. Im Gegensatz zu vielen anderen Gletschern geht er nicht zurück sondern bleibt mehr oder weniger konstant. Alle paar Jahre kommt die Kalbungsfront soweit voran, dass sie einen Seitenarm des Lago Argentino abtrennt. Das Wasser staut sich in der Folge solange auf, bis das Eis durch den Druck durchbrochen wird. Dieser Durchbruch des Eises geschah zuletzt 2018.

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Türkisblaues Wasser und weißblau schimmerndes Eis. Dazwischen immer wieder das Knarren des Gletschers. Verena Leyendecker ist auf der Wetterweltreise mit ihrer Familie fasziniert von der mächtigen Kalbungsfront des Perito-Moreno-Gletschers im Süden Argentiniens.

Wir brechen extra frühmorgens auf, um noch vor den Touristenbussen da zu sein. Wir stehen allein auf einer Aussichtsplattform. Vor uns erheben sich bis die zu 70 Meter hohe Eisstürme. Im Morgenlicht schimmert das Eis bläulich, einzelne Eisbrocken im See sehen sogar dunkelblau aus. Das Eis liegt unmittelbar vor uns, hier ist die Aussichtsplattform sehr nah am Gletscher gebaut. Immer wieder knarrt es und man hört einen lauten Knall, weil irgendwo Eis abbricht. Ansonsten ist es ruhig.

Das Video zeigt einen Zeitraffer am Gletscher. Neben den Wolkenbewegungen ist auch gut die Bewegung der Eisschollen zu erkennen:

Wir sehen mehrere Abbrüche, es dauert etwas bis uns der Schall erreicht. Hier bleiben wir ein paar Stunden und schauen ehrfürchtig auf das Eis. Das Wetter ist auf unserer Seite, es ist windstill, sonnig und trocken. Langsam füllt es sich. Wir gehen noch etwas umher. Es gibt zahlreiche Aussichtspunkte, die einem immer wieder neue Blicke auf den Gletscher eröffnen. Gegen Mittag ist es dann richtig voll, dennoch bleibt dieser tolle Blick auf das mächtige Eisfeld. Trotz des Ansturms würden wir immer wieder hierhin fahren.

"Wandern" in El Chaltén

Einige Kilometer entfernt vom Ort El Calafate liegt El Chaltén. Dies ist ein kleiner Ort, der nur als Ausgangsbasis für Wanderer gegründet wurde. Durch eine scheinbar nie endende Steppenlandschaft fahren wir dorthin.

Im Lee der Anden fallen hier weniger als 200 Liter pro Quadratmeter Jahresniederschlag. Das sieht man der Landschaft hier anIm Lee der Anden fallen hier weniger als 200 Liter pro Quadratmeter Jahresniederschlag. Das sieht man der Landschaft hier an.

Die Straßen führen kilometerlang nur geradeaus, links und rechts neben uns liegt nur die Weite der Steppe. Als wir in einer Pause aussteigen, hören wir gar nichts. Kein Tier, kein Fluss, kein Flugzeug. Diese absolute Stille habe ich auch noch nicht oft erlebt. Zwischendurch bekommen wir am Straßenrand immerhin ein paar Guanakos zu Gesicht. Ab und zu überholen wir Radfahrer. Respekt! Sich bei Gegenwind diese unendlich langen Straßen entlang zu quälen, erfordert echte Willenskraft.

Wir verbringen in El Chaltén nur zwei Tage und wandern in Tagestouren zu Aussichtspunkten. Einer davon ist der Mirador del Cerro Torre. Das Video von dort zeigt schön, wie sich über den Bergen die Wolken immer wieder neu bilden. Ein Grund, warum man die Bergspitzen kaum zu Gesicht bekommt.

Viele Wanderer hier sind gleich mehrere Tage mit Zelt unterwegs. Wer kann, dem würde ich das auch empfehlen, denn nur so eröffnen sich weitere tolle Ausblicke auf die Gletscher. Für uns kommt dies leider nicht in Frage. Unserer Kinder streiken, wenn es um weitere lange Wanderungen geht.

Über die Wetterweltreise

Mehr Infos zur Wetterweltreise gibt es hierMehr Infos zur Wetterweltreise gibt es hier.

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