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Klimawandel - Das Abschmelzen neuseeländischer Gletscher

Das Abschmelzen neuseeländischer Gletscher

Klimawandel

Der Tasman Gletscher im Februar 2020

Unsere Reise mit dem Camper durch Neuseeland führt uns zunächst zum mächtigsten Gletscher Neuseelands, dem Tasman Gletscher. Anschließend besuchen wir den Fox und Franz-Joseph Gletscher an der Westküste. Alle Gletscher gehen mittlerweile stark zurück, doch bis vor etwa zehn Jahren wiesen sie ein ganz anderes Verhalten auf.

Tasman Gletscher: Kontinuierlicher Rückgang des Eises

Der Tasman Gletscher ist der mächtigste und längste Gletscher Neuseelands, doch er geht massiv zurück. Allein von 1990 bis 2017 hat sich das Eis mehr als vier Kilometer zurückgezogen. Ein sichtbares Zeichen dafür ist der Schmelzwassersee an seinem Fuße. Noch in den frühen 1970er Jahren gab es nur einzelne Tümpel. Bis 1990 sind sie zu einem kleineren See angewachsen. Mittlerweile misst dieser eine Länge von mehr als sieben Kilometer und eine Tiefe von mehr als 250 Meter.

Ein Vergleich zweier Satellitenbilder von 1990 und 2017 zeigt das massive Anwachsen des Schmelzsees:

Der Gletscher 1990Der Gletscher 1990. Bild: NASADer Gletscher 2017Der Gletscher 2017. Bild: NASA

Immer wieder kommt es zu größeren Eisabbrüchen. Bei einem starken Erbeben im Jahre 2011 sind etwa 30 Millionen Tonnen Eis abgebrochen. Ein Abbruch Anfang 2019 hat sogar rund ein Viertel des Sees mit Eis bedeckt:

Franz-Joseph und Fox Gletscher: Viele Jahre Wachstum

Die Länge von Fox und Franz-Joseph Gletscher hat von 1983 bis 2008 an Länge zugenommenDie Länge von Fox (gelb) und Franz-Joseph Gletscher (blau) hat von 1983 bis 2008 zugenommen, während der Tasman Gletscher (rot) kontinuierlich zurückgegangen ist. Datenquelle: Nature Communications · February 2017

Die Auswertung einer Forschergruppe zeigt, dass etwa 58 neuseeländische Gletscher von 1983 bis 2008 gegen den weltweiten Trend gewachsen sind. Zu den bekanntesten gehören der Fox und der Franz-Joseph Gletscher an der Westküste. Der Franz-Joseph Gletscher hat zum Beispiel in diesen Jahren mehr als 1,4 Kilometer zugelegt. Mittlerweile gehen die Gletscher aber massiv zurück.

Dieses Bild zeigt den Franz-Joseph Gletscher im Februar 2020Dieses Bild zeigt den Franz-Joseph Gletscher im Februar 2020.

Seit 2008 haben viele mehr verloren als sie zuvor gewonnen haben. Betrachtet man den Zeitraum seit 1900, so weisen die neuseeländischen Gletscher ähnlich wie die meisten weltweit ein deutliches Abschmelzen auf.

Ein Schild am Franz-Joseph Gletscher weist darauf hin, wie weit der Gletscher noch Anfang 1900 reichteEin Schild am Franz-Joseph Gletscher weist darauf hin, wie weit der Gletscher noch Anfang 1900 reichte.

Die Ursache des zeitweisen Gletscherwachstums

Als Ursache des Gletscherwachstums galten lange Zeit die hohen Niederschlagssummen an der Westküste. Die Gegend gehört mit zu den schneereichsten Orten der Erde. Eine aktuelle Veröffentlichung zeigt jedoch, dass eine regionale Temperaturerhöhung die Hauptursache ist.

Grund dafür sind Veränderungen der Meeresströmungen im Pazifik. Die sogenannte Inter-Decadal Pacific Oscillation (IPO) weist einen Zyklus von 20 bis 30 Jahren auf. Mal überwiegt kühleres und mal wärmeres Wasser, was sich auch auf die Temperaturen in der Atmosphäre auswirkt. Zwischen 1983 und 2008 stellte sich eine Phase mit wärmeren Strömungen ein.

Darum wachsen manche Gletscher, während andere zurückgehen

Wie kann es sein, dass ein Großteil der Gletscher zwischen 1983 und 2008 wächst, während andere wie der Tasman stetig zurückgehen? Angemerkt sei, dass der Tasman sich nur etwa 50 Kilometer Luftlinie entfernt vom Franz-Joseph Gletscher befindet.

Die Ursache ist die Fließgeschwindigkeit der Gletscher. Fox und Franz-Joseph Gletscher weisen beide eine starke Neigung auf. Beide reichen bis wenige hundert Meter über Meeresniveau hinunter, sodass sie eine hohe Schmelzrate aufweisen. Zugleich fällt auf den Bergen sehr viel Schnee. Alle Faktoren führen zu einer hohen Fließgeschwindigkeit. Klimaveränderungen wirken sich somit innerhalb weniger Jahre auf das Gletscherwachstum aus. Mächtige Gletscher wie der Tasman mit einer geringen Neigung reagieren hingegen kaum oder gar nicht auf kurzzeitige Klimaveränderungen.

Gletscherrückgang und die Folgen für den Tourismus

An der Westküste Neuseelands liegen mit dem Fox und Franz-Joseph die meistbesuchten Gletscher. In dieser Region ist der Tourismus ein wichtiges wirtschaftliches Standbein. Während vor einigen Jahren das Eis noch zu Fuß zu erreichen war, sieht man es an den offiziellen Aussichtspunkten nur noch in weiter Ferne. Hinzu kommen Erdrutsche, die die offiziellen Wanderwege teilweise verschüttet haben. An den Fox Gletscher kommt man nicht näher als etwa zwei Kilometer heran.

Dieser Blick bietet sich am Aussichtspunkt im Februar 2020 auf den Fox-GletscherDieser Blick bietet sich am Aussichtspunkt im Februar 2020 auf den Fox-Gletscher.

Der derzeitige Hauptaussichtspunkt am Franz-Joseph Gletscher liegt ebenfalls etwa zwei Kilometer entfernt. Um näher heranzukommen, sind wir mehrere Stunden den Roberts Point Track gegangen. Die Wanderung führt über einen steilen Hang, über lange wackelige Brücken und über mehrere Gebirgsbäche. Sie ist ein wirkliches Abenteuer, das sich lohnt.

Die Wandertour zum Roberts PointDie Wandertour zum Roberts Point.

Von dem dortigen Aussichtspunkt blickt man direkt auf das Eisfeld. In der guten Stunde, in der wir dort waren, ist gleich mehrmals Eis abgebrochen.

Der Blick auf den Franz-Joseph-Gletscher vom Roberts PointDer Blick auf den Franz-Joseph-Gletscher vom Roberts Point.

Der Gletscherrückgang ist mittlerweile überall an der Westküste auch zu hören. Da das Eis nicht mehr fußläufig zu erreichen ist, transportieren zahlreiche Helikopter die Besucher auf die Gletscher. Am Franz-Joseph Gletscher landen sie mindestens im 5-Minuten-Takt. Auch rund um den Fox-Gletscher beginnt bei gutem Wetter pünktlich um 8 Uhr das Gedröhne.

So geht es weiter

Als nächstes wollen wir auf unserer Wetterweltreise mit unserem Camper die Wetterscheide Neuseelands erkunden. Eine Wetterstation an der Westküste gehört mit mehr als 11 000 Litern auf den Quadratmeter pro Jahr zu den niederschlagsreichsten der Erde. Den nassesten Ort der Erde haben wir ja bereits besucht. Nur etwa 400 Kilometer Luftlinie entfernt wird der geringste Niederschlag Neuseelands gemessen. Wir sind gespannt, wie sich die Vegetation verändert.

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