Indien und das Müllproblem - Varkala Beach – Das vermeintliche Paradies

Aktuell sind wir auf unserer Wetterweltreise im Süden Indiens bei Varkala direkt am Meer. Der Strand hier ist auf den ersten Blick paradiesisch, aber nur auf den ersten Blick.

Vor allem frühmorgens sind wir hier bei uns am weniger belebten „South Cliff“ ganz allein unterwegs. Nach unserer Reise zum nassesten Ort der Erde ist es hier für uns und die Kinder einfach nur erholsam. Nur die Temperaturen von 30 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent sind für uns erstmal gewöhnungsbedürftig.

Kaum angekommen springen wir gleich in die Brandung. Es dauert nicht lange bis wir die erste Plastiktüte aus dem Meer fischen, dann die nächste Milchverpackung, dann eine Flasche.

Die Kinder zeigen sich engagiert das Meer vom Müll zu befreien und häufen recht bald einen kleineren Plastikberg am Strand an. Dabei ist hier noch nicht einmal eine große Stadt in der Nähe und es herrscht Trockenzeit. Es geht also noch deutlich schlimmer.

Es ist kein Wunder, dass sich hier im Meer der viele Müll ansammelt. Überall am Straßenrand liegen leere Plastikflaschen. Teilweise fließt das Abwasser in offenen Kanälen an der Straße entlang, die den Müll dann mit in den nächsten Fluss befördern. Spätestens aber in der Regenzeit, wenn es bei Sturzfluten Überschwemmungen gibt, wird alles in die Flüsse gespült.

Hier im Süden Indiens gibt es wohl zumindest theoretisch eine Müllabfuhr, was auch immer hier mit dem Abfall dann geschieht. In den kleinen Orten im Nordosten konnten wir Müllberge sehen, die irgendwann einfach angezündet wurden. Es scheint auch gar kein Umweltbewusstsein zu existieren. Aus einem Bus, der vor uns fuhr, wurden immer wieder Plastikflaschen aus dem Fenster geschmissen.

Übrigens: Die Regierung scheint das Problem hier in Indien erkannt zu haben. Viele Bundesstaaten haben Einweg-Produkte wie Besteck, Strohhalme und Geschirr verboten. Allerdings dürfte das nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Dabei verbrauchen die Inder noch nicht einmal so viel Plastikmüll. Geschätzt werden 10 Kilogramm pro Kopf während es in Deutschland fast 40 Kilogramm sind. Ein großer Teil des europäischen Mülls wird übrigens nach Indien transportiert. Nach dem Wegfall von China als Hauptabnehmer unseres Plastikmülls ihat dies wohl zugenommen.

Kleiner Nachtrag: Am Tag nach diesem Beitrag sind wir mit dem Zug weitergereist. Am Bahnhof war ein Verkaufsstand für Kaffee und Tee. Die Getränke wurden in Gläsern gereicht, die direkt ausgetrunken wurden. Das Glas wurde anschließend gespült. Es gibt also schon Bemühungen zur Müllvermeidung.

Wir reisen nun weiter in den Norden Keralas, dort wollen wir in Kannur am 26.Dezember von einer Sonnenfinsternis berichten. Bis dahin wünschen wir allen Frohe Weihnachten.

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