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Aufstieg zum Tambora - Auf dem Vulkan, der das Jahr ohne Sommer brachte

Auf dem Vulkan, der das Jahr ohne Sommer brachte

Aufstieg zum Tambora

Am Krater des Tamboras zum Sonnenaufgang
Inhalt

Manchmal gibt es sie ja, diese magischen Momente. Ich habe einen auf der Wetterweltreise auf dem Tambora in Indonesien erlebt. Ein wirklich geschichtsträchtiger Vulkan.

Der Wind pfeift und es ist kalt. Das Herz pocht von einem anstrengenden Aufstieg, ansonsten hört man nichts, absolute Stille. Und dann geht im Hintergrund langsam die Sonne auf und färbt die wenigen Wolken am Himmel orangerot. Da, wo vorher nur ein dunkler Schatten war, wird direkt vor mir ein gigantischer Krater sichtbar. Stolz ragen die über 1000 Meter hohen Steilwände in die Höhe.

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Verena Leyendecker hat auf ihrer Wetterweltreise den Tambora in Indonesien bestiegen. Der Vulkan explodierte im Jahre 1815, bei uns brachte er 1816 das Jahr ohne Sommer. Hier die schönsten Fotos vom Aufstieg.

Ich stehe allein mit meinem indonesischen Guide auf diesem riesigen Berg und genieße es. Neben mir fängt dieser überschwänglich an zu jubeln und das, obwohl er schon 100 Mal am Krater war. Für mich war es ein magischer Moment, zumal ich den Tambora und dessen Geschichte seit vielen Jahren so spannend finde. Es gibt wohl nur wenige Vulkanausbrücke, die die Menschheit auf der ganzen Welt so beeinflusst haben.

Der Größenvergleich Tambora-Vesuv verdeutlicht, wie riesig der Tambora istDer Größenvergleich mit dem Vesuv (oben rechts im Bild) verdeutlicht, wie riesig der Tambora ist.

Der Ausbruch des Tambora

Es war der 10. April 1815, als der damals über 4000 Meter hohe Tambora buchstäblich explodierte. Riesige Mengen aus Gas und Asche stürzten die Hänge hinab. Die Aschesäule reichte mehr als 40 Kilometer in die Höhe. Die Explosion war laut Aufzeichnungen in mehr als 1500 Kilometer Entfernung noch zu hören. Es war der heftigste je durch Menschen dokumentierte Ausbruch und laut derzeitigem Stand der Forschung auch der heftigste seit 20 000 Jahren.

In eine historische Karte hat sind die verlassenen Siedlungen, die ehemaligen Königreiche Sangar, Papekat und Tambora, eingezeichnetDer Schweizer Karl Zollinger hat den Vulkan 1847 bestiegen. In diese historische Karte hat er die verlassenen Siedlungen, die ehemaligen Königreiche Sangar, Papekat und Tambora, eingezeichnet.

Am 11. April war der Ausbruch vorüber, wenige Menschen überlebten. Darunter der Rajah des Königreiches von Sanggar, der kurz nach dem Ausbruch einem angereisten englischen Leutnant berichtete:

"about seven PM on the 10th of April, three distinct columns of flame burst forth near the top of Tomboro mountain.. and after ascending separately to a very great height, their caps united in the air. In a short time the whole mountain next Sangar appeared like a body of liquid fire extending itself in every direction".

Anschließend starb auch er an den Folgen der eingeatmeten Asche. Allein auf der Insel Sumbawa wurden drei Königreiche ausgelöscht. Insgesamt sollen in Indonesien etwa 100.000 Menschen als direkte Folge des Ausbruchs sowie aufgrund von Ernteausfällen und verseuchtem Trinkwasser durch die Asche ums Leben gekommen sein. Nach Schätzungen wurden es weltweit dann noch einmal genauso viele aufgrund der Klimafolgen.

Der Tamboraausbruch in Zahlen

EigenschaftZahlen
Dauer 10.-11.04.1815 (erste Eruptionen schon ab 5.04.1815)
Todesopfer in Indonesien~100 000
Todesopfer weltweit~100 000 (an Hunger und Krankheiten)
Höhe der Rauchsäule ca. 40 Kilometer
Höhe vor dem Ausbruchca. 4300 Meter
Heutige Höhe 2850 Meter
VEI-Index7

1816 - Das „Jahr ohne Sommer“

Die Schwefelaerosole der 40 Kilometer hohen Aschesäule verteilten sich anschließend um den ganzen Globus. Sie dämpften unter anderem das Sonnenlicht. Das Jahr 1816 ist laut Klimarekonstruktionen global gesehen eines der kältesten der vergangenen 400 Jahre. Es fällt jedoch eh in eine recht kühle Zeit. Es wird vermutet, dass weitere Vulkanausbrüche die Ursache gewesen sein könnten.

Die historische Klimazeitreihe nach Bauer zeigt deutlich den Temperaturrückgang in den Sommermonaten.Die historische Klimazeitreihe nach Bauer zeigt den Temperaturrückgang in den Sommermonaten. Zugleich war der Sommer in Deutschland verregnet.

Vor allem in Nordamerika sowie im Mittel- und Westeuropa geht das Jahr 1816 als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein. In Deutschland ist vor allem Südwestdeutschland betroffen. Der Sommer fiel kalt und verregnet aus. Eine schlimme Hungersnot war die Folge. Die Gründung der Sparkassen, aber auch die Entwicklung der Draisine als Vorläufer des Fahrrades wird auf das Jahr zurückgeführt.

Als indirekte Folge der Schwefelaerosole und der damit einhergehenden Temperaturveränderungen haben sich ganze Wettersystem verschoben. So fiel laut Berichten der asiatische Monsun aus und die Menschen litten unter einer Dürre. Dies deckt sich auch mit Klimamodellen, in denen der Ausbruch simuliert wurde.

Die Wanderung zum Tambora

Der Tambora ist inzwischen ein Nationalpark und es gibt ausgewiesene Wanderwege sowie Rastplätze. Die Wege sind jedoch sehr schmal und jetzt in der Regenzeit oft zugewachsen und teils tief eingefurcht. Ich bin mit zwei indonesischen Guides/Trägern auf den Gipfel gestiegen. Mehrmals mussten sie die Wege mit einer Machete freischlagen.

Der Dschungel hat die schmalen Wanderpfade überwuchert. Der Dschungel hat die schmalen Wanderpfade überwuchert.

Zunächst machten wir durch das Dickicht des Dschungels eher Strecke als Höhe gut. Ermüdend war vor allem die tropische Hitze. Am späten Nachmittag erreichten wir dann den Übernachtungsplatz auf 1600 Meter Höhe.

Gegen 1 Uhr war die „Nacht“ für mich schon wieder vorbei. Nach einem kurzen Frühstück ging es durch den Mondschein die letzten etwas mehr als 1000 Meter hinauf zum Krater. Die Vegetation wurde dünner. Während einer kurzen Pause sah ich zurück auf das vom Mondschein beleuchtete Meer.

Ein kurzer Blick zurück zeigt das beleuchtet MeerEin kurzer Blick zurück zeigt das beleuchtet Meer.

Zum Sonnenaufgang am Krater

Kurz vor Sonnenaufgang erreichten wir den Krater. Die Dämmerung setzte gerade ein, unter mir lag noch ein großes schwarzes Loch, die riesigen Steilwände konnte ich links von mir erahnen. Die hochreichenden Wolken begannen sich langsam orange zu färben und immer mehr vom Krater wurde sichtbar. Wie bereits zu Beginn beschrieben, war es für mich ein magischer Moment.

Der Blick auf den Krater zum Sonnenaufgang. Der Blick auf den Krater zum Sonnenaufgang.

Mit aufgehender Sonne wurde vom Krater immer mehr sichtbar. Unten stieg Dampf auf, der in der Morgenkälte zu Dunst kondensierte. Es war recht kalt und die Finger bibberten. Zum Glück hatte ich Handschuhe eingepackt. Im Krater konnte ich nun auch den „Baby-Tambora“ (Doro Api Toi) erkennen. Dies ist ein aktiver Mini-Vulkan im Krater. Auch ein großer See wurde nun sichtbar.

Der Blick in den Krater des Tamboras mit dem See und am rechten Rand dem kleinen Vulkan. Der Blick in den Krater des Tamboras mit dem See und am rechten Rand dem kleinen Vulkan.

Etwa drei Stunden verbrachte ich am Krater. Mein Guide schlief zwischendurch und ich spazierte allein umher. Was für eine Vorstellung auf diesem riesigen Berg vermutlich gerade die einzige menschliche (zumindest wache) Seele zu sein. Nach wie vor umgab mich eine faszinierende Stille. Einmalig schön!

Ausgrabungen am Tambora

Wie bereits geschrieben wurden beim Ausbruch des Tamboras gleich drei Königreiche ausgelöscht. Im Jahre 2004 begannen Forscher erstmals mit Ausgrabungen und wurden fündig. In einer Tiefe von drei Metern fanden sie mehrere Häuser und Skelette.

Ausgrabungen am TamboraForscher vermuten, sie wurden in der Küche beim Ausbruch überrascht. - Bild: www.visittambora.com

Die Menschen wurden wohl von der Wucht des Ausbruchs überrascht. Eine Person schien getötet worden zu sein, während sie in der Küche das Abendessen zubereitete. Die Forscher nannten den Ort aufgrund der Parallelen „Pompeji des Ostens“. Auch mehrere Gebrauchsgegenstände konnten gefunden werden.

Der Tambora und seine Umgebung heute

Die Insel Sumbawa liegt nur zwei Inseln vom Touristenparadies Bali und eine Insel von unserer Unterkunft im Lombok entfernt. Doch von dort kommend hatte ich das Gefühl in einer anderen Welt zu landen. Auf der Insel gibt es nur wenige Touristen, die meisten bei Surfspots im Südwesten. Vom Flughafen sind es Richtung Tambora noch einmal vier Stunden Autofahrt über eine gut ausgebaute Straße. Eine grüne hügelige Landschaft mit Reisterrassen säumt den Weg. Nur auf Kühe muss man „tierisch“ aufpassen.

Der Tambora auf der Insel Sumbawa liegt nicht weit von Bali entfernt. Der Tambora auf der Insel Sumbawa liegt nicht weit von Bali entfernt.

Am Fuße des Tamboras gibt es einige Dörfer. Die Menschen leben überwiegend von der Agrarwirtschaft und das vor allem von Reisanbau. Seit etwa ein bis zwei Jahren wird mit Unterstützung der Regierung aber vermehrt Mais angebaut. Dazu wurden Wälder an steilen Hängen gerodet, wo nun kleine Maispflanzen gedeihen. Die Frage ist allerdings, wie lange noch. Denn die Regenfälle sind hier in der Regenzeit sehr kräftig und werden den Boden schnell wegerodieren. Teilweise ist dies schon geschehen und es ragt der nackte Fels heraus.

Diese Hügel wurden erst in den vergangenen ein bis zwei Jahren gerodet.Diese Hügel wurden erst in den vergangenen ein bis zwei Jahren gerodet.

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Mehr Infos zur Wetterweltreise gibt es hierMehr Infos zur Wetterweltreise gibt es hier.

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