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Nach Dürrejahren - Haben wir nun genug Wasser?

15:55
8. Dezember 2023

Nach Dürrejahren
Haben wir nun genug Wasser?

Die letzten Monate waren regenreich. Doch inwieweit hat das ausgereicht, um die Grundwasserstände wieder auf Normalniveau zu bringen? Verena Leyendecker betrachtet die Situation für verschiedene Regionen.

Das Jahr 2023 wird als nassestes Jahr seit langem in die Wettergeschichte eingehen. Besonders nass waren die vergangenen Herbstmonate. So zeigt der Novemberrückblick etwa doppelt so viel Niederschlag wie üblich.

So nass war es in einem November schon lange nicht mehr, sogar der November 2002 wurde übertroffen.So nass war es in einem November schon lange nicht mehr, sogar der November 2002 wurde übertroffen.

Entsprechend sind die Böden verbreitet wassergesättigt, zumindest in der obersten Schicht bis etwa 30 Zentimeter. Doch durch die trockenen Jahre 2018 bis 2020 und 2022 fehlen in der Niederschlagsbilanz fast 600 Liter an Niederschlag.

So schnell reagiert das Grundwasser

Ob und wie schnell das Grundwasser auf die gefallenen Niederschläge reagiert, hängt von der Tiefe des sogenannten Grundwasserleiters ab. So wird ein Gesteinskörper mit Hohlräumen bezeichnet, der das Grundwasser ableiten kann. Oberflächennahe Leiter in etwa 10 Meter Tiefe reagieren schneller als tiefere in etwa 100 Meter. Daneben spielt die Durchlässigkeit des Gesteins eine Rolle.

Laut Bernd Kirschbaum vom Umweltbundesamt füllt sich das Grundwasser in den durchlässigen Lockergesteinen des Norddeutschen Tieflands oder im Karstgestein auf der Schwäbischen Alb durch Niederschlag schneller wieder auf.

Abgebildet sind die unterschiedlichen Arten von GrundwasserleiternAbgebildet sind die unterschiedlichen Arten von Grundwasserleitern. - © BGR

In kleinporigen Festgesteinen, wie zum Beispiel im Sandgestein des Thüringer Waldes, kommt das Wasser dagegen nur wenige Meter pro Tag voran, wenn überhaupt. Hohe Niederschlagsmengen kommen wegen des hohen Oberflächenabflusses nur zu einem geringen Teil dem Grundwasser zu Gute.

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Oft macht sich der Niederschlag erst im nächsten Frühjahr oder noch später bemerkbar. Von Region zu Region ist dies also unterschiedlich.

Hier steigt das Grundwasser

Für Niedersachsen schreibt der Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz in einer jüngsten Pressemitteilung: „Im Vergleich zu den Vorjahren weisen für den Monat November viele Grundwassermessstellen aktuell normale bis sehr hohe Grundwasserstände auf“. Für diese erste Auswertung wurden jedoch nicht alle Grundwassermessstellen herangezogen.

In Niedersachsen zeigen einige Grundwassermessstellen schon einen normalen bis sehr hohen Stand. In Niedersachsen zeigen einige Grundwassermessstellen einen normalen bis sehr hohen Stand. - © Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz

Auch in Nordrhein-Westfalen ist der Anteil der Messstellen mit einem niedrigen Grundwasserstand nach Auskunft des LANUV rückläufig. Nur noch 12 Prozent der Messstellen wiesen Ende November einen niedrigen bis sehr niedrigen Grundwasserstand auf.

In Rheinland-Pfalz steigen die Stände auch, aber fast alle Messstellen liegen nach Aussage des dortigen MKUEM noch unter Mittelwasserverhältnissen.

Diese Messstelle in Winden in Rheinland-Pfalz zeigt schon seit fast 20 Jahren ein Grundwasserdefizit.Diese Messstelle in Winden in Rheinland-Pfalz zeigt schon seit fast 20 Jahren ein Grundwasserdefizit. - © Wasserwirtschaftsverwaltung Rheinland-Pfalz

Auch weiter südlich wie zum Beispiel in Bayern steigen die Stände zwar wieder an, eine Entwarnung kann aber noch nicht gegeben werden.

So schreibt das LFU Bayern auf Anfrage: „Bei den oberflächennahen Grundwasserstockwerken, die vergleichsweise schnell reagieren, weisen nach den jüngsten Niederschlägen aktuell nur noch rd. 15 % der Messstationen einen niedrigen oder sehr niedrigen Stand auf. In den tieferen Grundwasserstockwerken erfolgt eine Reaktion auf die Witterungsverhältnisse erst mit zeitlicher Verzögerung. Hier sind es gegenwärtig 54 %.“

Kaum Anstieg in Ostdeutschland

Kaum Veränderungen zeigen sich an vielen Messstellen im Osten des Landes. Auch hier sind zwar die oberen Bodenschichten bis etwa 20 Zentimeter Tiefe ausreichend mit Wasser versorgt und auch dort reagieren Messstellen in den Tälern auf den Regen. Doch an vielen Grundwassermessstellen gibt es noch keine signifikanten Veränderungen.

In etwa zwei Meter Tiefe herrscht vor allem in Ostdeutschland regional noch immer "Trockenstress". In etwa zwei Meter Tiefe herrscht vor allem in Ostdeutschland regional noch immer "Trockenstress". - © DWD

Das Landesamt für Umwelt Brandenburg schreibt „Vermutlich dauert es noch längere Zeit, möglicherweise mehrere Jahre bis im gesamten Land Brandenburg der Grundwasserstand wieder dauerhaft innerhalb des langjährigen Mittels gemessen wird".

Durch einzelne regenreiche Monate kann das große Defizit der vergangenen Dürrejahre also nicht ausgeglichen werden. Experten gehen davon aus, dass es ein bis zwei regenreiche Winterhalbjahre (November bis April) benötigt. Von einer flächendeckenden Entwarnung kann also keine Rede sein, auch wenn sich die Situation regional verbessert.

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