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Wenn Wasser zu viel wird - Hochwasser

Hochwasser

Wenn Wasser zu viel wird

Hochwasser Ahr 2021
Inhalt

Hochwasser ist eine natürliche zeitliche begrenzte Überflutung. Doch was sind die Ursachen und was trägt der Mensch und der Klimawandel dazu bei?

Was ist Hochwasser?

Laut dem Wasserhaushaltsgesetz ist Hochwasser folgendermaßen definiert: "Hochwasser ist eine zeitlich beschränkte Überschwemmung von normalerweise nicht mit Wasser bedecktem Land, insbesondere durch oberirdische Gewässer oder durch in Küstengebiete eindringendes Meerwasser".

Es wird demnach zwischen Hochwasser in Küstengebieten und im Binnenland unterschieden. Bei ersterem ist mit Hochwasser der regelmäßige Eintritt des höchsten Wasserstandes nach der Flut gemeint. Bei bestimmten Wetterlagen gibt es am Meer Sturmfluten oder Sturmhochwasser.

Bei Flüssen wird von Hochwasser gesprochen, wenn der Wasserstand die Meldehöhe 1 überschreitet. In der Regel ist dies ein deutlich höherer Wasserstand als normalerweise. Die Festlegung von Meldehöhe 1 ist aber von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Manchmal ist sie schon bei kleineren Ausuferungen erreicht. Einige Bundesländer melden Hochwasser dagegen, wenn der Pegel höher als ein 2-jährliches Hochwasser ist.

Wie entsteht Hochwasser?

Hochwasser entsteht durch langen großflächigen Dauerregen oder durch kurzzeitigen kräftigen Starkniederschlag.

In den Wintermonaten ist die Ursache für Hochwasser oft eine sogenannte zyklonale Südwestwetterlage. Dabei ziehen zahlreiche mit viel Feuchtigkeit angereicherte Tiefdruckgebiete vom Atlantik kommend zu uns. Zugleich weht ein Südwestwind milde Luft ins Land. Stellt sich die Wetterlage nach einer vorangehenden kalten schneereichen Witterung ein, kommt es zusätzlich zur Schneeschmelze. Dies in Kombination mit den kräftigen Regenfällen ist die Ursache der größten Hochwasser an Flüssen im Westen wie dem Rhein, der Mosel oder dem Main.

Zugbahn eines Fünf-b-Tiefs Ziehen Tiefdruckgebiete vom westlichen Mittelmeer über Italien, Österreich und Ungarn nach Polen, spricht man von einem Fünf-b-Tief. Die blaue Linie zeigt die entsprechende Zugbahn.

Eine weitere für Hochwasser prädestinierte Wetterlage ist das Fünf-b-Tief. Hierbei gelangt ein mit viel Feuchtigkeit angereichertes Tief vom Golf von Genua an den Alpen vorbei oft bis in den Südosten und Osten Deutschlands. Eine solche Wetterlage hat zum Beispiel die Oderflut im Jahre 1997 ausgelöst.

Hochwasser durch kräftigen kurzzeitigen Starkniederschlag tritt oft im Sommer bei einer sogenannten Troglage über Mitteleuropa auf. Dabei setzt sich ein Höhentief über uns fest, das zahlreiche langsam ziehende Gewitter bringt. Oft sind Sturzfluten die Folge, bei denen das Wasser schwallartig von den Berghängen ins Tal fließt.

Diese Gefahrenhinweise sind zu beachten:

Gefahrenhinweise bei Sturzfluten

Auch der Mensch trägt dazu bei

Aber nicht nur das Wetter ist für Hochwasser verantwortlich. Vieles hängt von der Beschaffenheit oder Versiegelung des Bodens im Einzugsgebiet der Flüsse ab. Kann nur ein Teil des Niederschlags im Boden versickern, so steigt die Hochwassergefahr.

Die Tabelle zeigt, wie viel von 60 Litern Niederschlag bei einer bestimmten Landnutzung oberflächlich abfließt und wie viel im Boden versickert. Je mehr Abfluss an der Oberfläche, desto höher ist die Hochwassergefahr:

LandnutzungAbflussVersickerung
Wald1050
Wiese, Weide2040
Getreide, Futterpflanzen2733
Asphalt, Gebäude600

Zudem fließt in begradigten und kanalisierten Bächen und Flüssen das Wasser viel schneller ab und stromabwärts steigt die Hochwassergefahr. Zusätzlich wurden durch Deichbau und andere Flussbaumaßnahmen die natürlichen Überschwemmungsgebiete verkleinert.

Auch die Gestalt des Einzugsgebietes hat Einfluss auf Hochwasser. Ist dies gewölbt, so läuft das Wasser aus allen Teilen gleichzeitig zusammen und eine sehr steile Hochwasserwelle droht. Ist das Einzugsgebiet hingegen lang gestreckt, so fließt das Wasser in mehreren flacheren Wellen ab.

Welchen Einfluss hat der Klimawandel?

Der menschengemachte Klimawandel hat in den letzten Jahrzehnten zu einem deutlichen Temperaturanstieg geführt. Warme Luft kann mehr Wasserdampf aufnehmen, dies ist eine physikalische Gesetzmäßigkeit. Eine solche weltweite Zunahme der Luftfeuchtigkeit in der unteren Atmosphäre zeigen auch die Beobachtungsdaten.

Klimaforscher beziehungsweise Klimamodelle gehen davon aus, dass die Winter in Deutschland feuchter und die Sommerniederschläge extremer werden. Somit werden Hochwasser wahrscheinlicher.

Auch in den bisher verfügbaren Beobachtungen, also den flächendeckenden Regenradaren, gibt es Hinweise auf eine Zunahme von Niederschlagsextremen im Sommer. Allerdings sind diese noch nicht eindeutig. Dies liegt zum einen daran, dass Niederschlagsextreme von natürlichen Faktoren überlagert werden. Zudem ist die Zeitreihe der Regenradare noch zu kurz, um wirklich belastbare Daten liefern zu können.

Mittels Attributionsforschung wurde zur Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 untersucht, inwieweit der Klimawandel Mitverursacher war. Demnach hat sich die Wahrscheinlichkeit solch extremer Regenfälle um das 1,2- bis 9-Fache erhöht. Die Intensität der Niederschläge stieg durch den Klimawandel in der betroffenen Region zwischen 3 und 19 Prozent.

Wo ist aktuell Hochwasser?

Für die Küsten können Sturmflutwarnungen über das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie abgerufen werden.

Flusspegel Frankfurt am Main In der Rubrik Flusspegel kann der aktuelle Pegel sowie der Wasserstand in der Vergangenheit für viele Flüsse Deutschlands abgerufen werden. Hier ein Beispiel von Frankfurt am Main.

Bei Flüssen kann die aktuelle Hochwassersituation über die Seite der Hochwasserzentralen eingesehen werden. Hier sind amtliche Hochwasserwarnungen und Berichte der jeweiligen Landesbehörden zusammengetragen. Gemeldet wird Hochwasser dort ab Meldestufe 1. Hilfreich ist es, bei Hochwassergefahr die aktuellen Pegelstände zu verfolgen.

Das sagt der Flusspegel

Flusspegel geben den aktuellen Wasserstand des Flusses an. Es ist allerdings nicht die Wassertiefe und bedeutet für jeden Ort etwas anderes.

So kann ein Pegel von 9 Metern in Köln nicht mit einem Pegel von 9 Metern in Mainz verglichen werden. Wir erklären im Video, was genau angegeben wird.

Große Hochwasserkatastrophen in Deutschland

In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder Hochwasserkatastrophen mit Toten, Verletzten und immensen Schäden. Hier eine Auswahl aus den vergangenen 30 Jahren.

Hochwasser im Ahrtal 2021

Die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal, aber auch im südlichen Nordrhein-Westfalen am 14. und 15. Juli 2021 ist beispiellos. Mehr als 130 Menschen starben, Tausende verloren ihr Zuhause.

Auslöser war eine sogenannte blockierende Wetterlage in Kombination mit feuchtwarmer Luft. Ein Tief war umzingelt von Hochdruckgebieten und kam kaum von der Stelle. Die größten Regenmengen fielen etwa zwischen Köln und der Eifel. Innerhalb weniger Stunden beziehungsweise Tage fiel an einigen Orten das Doppelte des mittleren Juliniederschlags.

Sommerhochwasser 2013

Das Hochwasser im Juni 2013 hat vor allem die Donau und ihre Nebenflüsse getroffen. Aber auch entlang der Elbe kam es teilweise zu dramatischen Überschwemmungen.

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Im niederbayerischen Deggendorf nimmt das Donauhochwasser Anfang Juni 2013 katastrophale Ausmaße an. Nach einem Dammbruch werden weite Landstriche überflutet. - Bild: dpa

Der Donaupegel in Passau erreichte einen nie dagewesenen Höchststand. Viele Gebäude standen bis zum ersten Stock im Wasser. In Deggendorf in Niederbayern brachen gleich an zwei Stellen die Deiche, mehrere Orte wurden bis zu 3 Meter hoch überflutet.

Elbflut 2002

Am 12. August 2002 führten extreme Regenfälle zu einer Hochwasserkatastrophe an der Elbe und Mulde, bei der noch nie erreichte Pegelstände beobachtet worden sind. Betroffen waren neben Deutschland auch Tschechien und Polen. 21 Menschen starben allein in Deutschland, 43.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

Semperoper in Dresden wurde überschwemmt Die Semperoper in Dresden war überschwemmt. Der Schaden belief sich auf 27 Millionen Euro. - Bild: dpa

Auslöser war ein sogenanntes Fünf-b-Tief, das mit feuchtwarmer Mittelmeerluft angereichert von Genua kommend über die Alpen bis zur Ostsee zog. Im Erzgebirge fielen an einem Tag örtlich über 300 Liter Regen pro Quadratmeter vom Himmel.

Oderhochwasser 1997

Die Oderflut im Juli und August 1997 ist das größte bekannte Hochwasser an der Oder. Betroffen waren neben Deutschland auch Polen und Tschechien. Vor allem dort gab es zahlreiche Todesopfer. Das Hochwasser kam in zwei Schüben: Die erste Hochwasserwelle um den 10. Juli flutete weite Gebiete im polnischen und tschechischen Oderumfeld. Am 14. Juli erreichte die Flut Frankfurt.

Ursache der Flut waren gleich mehrere Fünf-b-Tiefs im Sommer 1997. Dabei fielen 200 bis 450 Liter Regen pro Quadratmeter. Diese Mengen entsprechen dem Anderthalb- bis Zweifachen der durchschnittlichen Regensummen.

Die größten Hochwasser am Rhein

Der Rhein als längster Fluss Deutschlands ist starken Veränderungen ausgesetzt. Verena Leyendecker präsentiert im Video die historisch höchsten Marken der Vergangenheit.

Das höchste aufgezeichnete Hochwasser am Rhein ist aus dem Jahr 1784, vorausgegangen war ein Vulkanausbruch auf Island. Weitere große Hochwasser waren das Weihnachtshochwasser aus dem Jahr 1993 und das Winterhochwasser 1995.

Verhalten bei Hochwasser

Um sich in gefährdeten Gebieten generell auf Hochwasser vorzubereiten, ist es ratsam, sich schon weit im Voraus Gedanken zu machen. So ist eine Art Rollenverteilung für den Ernstfall hilfreich. Wer macht was? Wer kümmert sich um Hilfsbedürftige oder Tiere? Unwetterwarnungen und auch das WetterRadar sollten im Auge behalten werden, bei drohendem Starkregen gibt es aktuelle Lageeinschätzungen bei den Hochwasserzentralen.

Bei drohendem Hochwasser sollten Gefahrstoffe oder ein eventuell vorhandener Heizöltank gesichert werden. Außerdem empfiehlt es sich, Sandsäcke oder Silikon zu besorgen, Kellerräume zu räumen und eine Mappe mit wichtigen Dokumenten bereitzulegen. Autos sollten rechtzeitig aus Kellern oder von gefährdeten Parkplätzen entfernt werden.

Tritt das Hochwasser ein, sind laut Bundesamt für Bevölkerungsschutz unter anderem folgende Punkte zu beachten:

  • Meiden Sie Keller oder Tiefgaragen. Es besteht Lebensgefahr! Beachten Sie auch die Gefahr von Stromschlägen.

  • Schalten Sie gegebenenfalls den Strom ganz ab (Sicherung raus).

  • Fahren Sie nicht durch überflutete Straßen. Schon wenig Wasser im Motorraum kann das Auto beschädigen.

  • Helfen Sie anderen, aber bringen Sie sich nicht selbst in Gefahr.

  • Beachten Sie Anweisungen und Absperrungen der Einsatzkräfte.

Wer zahlt bei Schäden?

Starkregenereignisse haben in Deutschland eines der größten Schadenspotenziale. Laufen Keller- und Wohnräume voll und werden Einrichtungsgegenstände beschädigt, können die Sanierungskosten sehr hoch ausfallen.

Schäden am Gebäude

Bei Schäden am und im Gebäude durch Hochwasser zahlt die Elementarversicherung. Diese muss als Zusatzbaustein „Extremwetterschutz“ zur Wohngebäude- oder Hausratversicherung abgeschlossen werden.

Die Zusatzversicherung greift jedoch nur dann, wenn das Wasser von oben in das Gebäude eindringt. Kommt das Wasser hingegen von unten, so ist keine Schadensregulierung durch die Versicherung möglich.

Schäden am Auto

Die Teilkaskoversicherung erstattet in der Regel die Kosten für verbeultes Blech oder kaputte Scheiben am Auto und Schäden durch Überschwemmungen an stehenden Autos. Die Fahrzeughalter sind jedoch verpflichtet, das Auto rechtzeitig aus einem Überschwemmungsgebiet zu fahren – falls überhaupt möglich. Wer auf einer bereits vorher erkennbar überfluteten Straße fährt, hat in der Regel keinen Anspruch auf Zahlungen.

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