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Sommerluft im Frühherbst - Altweibersommer

Altweibersommer

Sommerluft im Frühherbst

Erste bunte Blätter im Frühherbst
Inhalt

Der Altweibersommer in Deutschland ist eine Schönwetterperiode im Frühherbst, meistens von Mitte September bis Anfang Oktober. Der Altweibersommer wärmt uns nochmals mit Spitzenwerten über 20 Grad und präsentiert uns die Natur von einer ihrer schönsten Seiten.

Was ist der Altweibersommer?

Als Altweibersommer wird eine stabile, meist sonnige Hochdruckwetterlage in Mitteleuropa bezeichnet, die von Mitte September bis Anfang Oktober andauert. Dabei überwiegen trockenwarme Winde aus dem südöstlichen Europa. Typisch sind morgendliche Nebelfelder in den Flussniederungen, welche die noch ausreichend starke Sonne noch vormittags aufzulösen vermag.

Volles Cafe an AltweibersommerDer Altweibersommer beschert warme und sonnige Tage, die stark an den Sommer erinnern. Nur das Licht wird weicher. Oft kann man noch lange draußen in den Cafés sitzen. - Bild: franz12/shutterstock.com

Kriterien für den Altweibersommer

Eine genaue Definition gibt es nicht. Aber man kann ein paar Anhaltspunkte festlegen, damit nicht aus einem einzigen spätsommerlichen Tag gleich ein Altweibersommer wird.

  1. Zeitraum von Mitte September bis Anfang Oktober

  2. Höchsttemperaturen von über 20 Grad

  3. Mindestens drei sonnige und warme Tage

  4. Sonnenscheindauer mindestens 2/3 der astronomisch möglichen Zeit, also mindestens 7 bis 8 Sonnenstunden täglich.

Bauernregeln zum Altweibersommer

Viele Bauernregeln beschäftigen sich mit dem Wetterphänomen:

  1. Wenn viele Spinnen kriechen, sie schon den Winter riechen.

  2. Ziehen die wilden Gänse weg, fällt der Altweibersommer in Dreck.

  3. Der heilige Leopold ist oft noch dem Altweibersommer hold.

  4. Kommt der Michel (29.09.) heiter und schön, wird's vier Wochen weitergehn'.

  5. Septemberwetter warm und klar, verheißt ein gutes nächstes Jahr.

  6. Septemberwärme dann und wann zeigt einen strengen Winter an.

Daher kommt der Begriff Altweibersommer

Viele Mythen ranken sich um die Herkunft des Begriffes Altweibersommer und dessen Bedeutung. Grundsätzlich wird mit Altweibersommer eine Periode sonniger und warmer Tage nach den eigentlichen Sommermonaten bezeichnet. Das schöne Wetter weckt Erinnerungen an den vergangenen Sommer und kann bei empfindsamen Menschen melancholische Gedanken hervorrufen.

Für Menschen, die Angst vor Spinnen haben, ist der Altweibersommer hingegen eine Herausforderung. Denn in dieser Zeit nimmt die Anzahl der Spinnen und der von ihnen gebauten Netze scheinbar zu. Dies ist aber de facto nicht der Fall.

Spinnen und Altweibersommer

Tautropfen an Spinnennetz bei SonnenaufgangMit alten "Weibern" hat der Altweibersommer nichts zu tun. Die Herkunft des Begriffes ist wahrscheinlich mit den Spinnen verwoben. Aber eine genaue, allein gültige Erklärung haben auch Sprachwissenschaftler bis heute nicht gefunden.

Die Spinnen sind nach dem Sommer ausgewachsene Tiere und daher einfach besser zu sehen. Dies gilt insbesondere für die Gespinste der winzigen, nur wenige Millimeter großen Baldachinspinne. Über dem warmen Boden entwickeln sich tagsüber Aufwinde. Von diesen lassen die Spinnen sich an ihren zarten Fäden durch die Luft pusten. Auf ihrem Flug hinterlassen sie überall Fäden, die im Sonnenlicht aufblitzen. Gerade ihre treibenden Weben charakterisieren optisch den Altweibersommer.

Deshalb sind diese Fäden vor allem dann unterwegs, nämlich mittags und nachmittags, wenn die Luft trocken und warm ist.

Die achtfüßigen Krabbeltiere sind in dieser Zeit so aktiv, weil sie sich ein eigenes Revier und gleichzeitig einen Platz für die Überwinterung suchen. Nach kühlen Nächten bilden sich Tautröpfchen auf den herumschwebenden Fäden und den Spinnennetzen. Diese glitzern in der Morgensonne wie sorgfältig aufgereihte Perlen.

So schön kann der Altweibersommer sein:

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Der Altweibersommer verwöhnt in diesen Tagen weite Landesteile mit seiner angenehmen Luft und weichem Licht. Morgens bildet sich dabei wie hier im Siegerland in Nordrhein-Westfalen immer häufiger in den Tälern Nebel und Dunst.

Die Bezeichnung Altweibersommer ist schon seit etwa 1800 verbreitet. Die glitzernden Fäden erinnern an die langen, silbergrauen Haare älterer Frauen. Viele Menschen glaubten damals, dass Spinnweben Glück bringen. Wenn sich fliegende Spinnenfäden im Haar eines jungen Mädchens verfingen, wartete auf sie eine baldige Hochzeit. Bei alten Menschen galten die Spinnenfäden als Glücksbringer.

Mariensommer und Fadensommer

Alte Frau mit langen Haaren schaut in die KameraSpinnfäden und längeres graues Haar ähneln sich. Daher verbinden viele den Altweibersommer mit alten Frauen. Doch die Herkunft des Begriffs ist noch nicht vollständig geklärt.

Da die Fäden im Sonnenlicht wie lange, silberne Haare glänzen, hieß es im Volksmund, dass alte Weiber diese "Haare" beim Kämmen verloren hätten. Weiber war damals noch kein Schimpfwort. In frühchristlicher Zeit glaubte man zudem, dass filigranes Garn aus Marias Mantel in der Luft schwebt, den sie bei ihrer Himmelfahrt getragen hat.

In einigen Regionen kennt man diese charakteristischen Spinnweben zwischen Gräsern, Zweigen, an Dachrinnen und Fensterläden auch als "Marienfäden", "Marienseide" oder "Marienhaar". Der Altweibersommer wird aus diesem Grund manchmal auch als "Mariensommer" oder "Fadensommer" bezeichnet.

Witwensommer und zweiter Frühling

Der Altweibersommer ist regional auch unter anderen Begriffen bekannt. Einer dieser Begriffe ist der „Witwensommer“, der möglicherweise einen schon etwas in die Jahre gekommenen Sommer bezeichnet. Dies passt auch zu der in Bayern bekannten Bezeichnung „Ähndlsommer“, was sich als Ahnensommer oder Großvatersommer übersetzen lässt. 

Eine weitere Erklärung geht allein von der Namensgebung aus: Vor 1800 waren die Jahreszeiten nur in Sommer und Winter eingeteilt. Frühling und Herbst nannte man "Weibersommer". Später bekam der Frühling den Zusatz "Junger Weibersommer" und folglich wurde der Herbst "Alter Weibersommer" genannt.

Schon gewusst?

In Nordamerika entspricht der Altweibersommer dem Indian Summer.

Manche Sprachwissenschaftler nehmen an, dass der „zweite Frühling“ älterer Menschen hinter dem Begriff steckt, der aber zur falschen Zeit kommt und nur kurz dauert. Möglicherweise stammt der Wortteil „weiber“ vom althochdeutschen Wort „weibon“, das so viel wie „umhertreiben“ bzw. „sich hin und her bewegen“ bedeutet. 

Vieles zu dem Begriff „Altweibersommer“ ist letztlich sprachwissenschaftlich unklar. Schon die Gebrüder Grimm, die die Herkunft vieler Wörter der deutschen Sprache intensiv erforscht hatten und das Wörterbuch der Deutschen Sprache verfassten, kamen zu dem Schluss, dass die Wortherkunft unklar ist. Und so ist es auch bis heute geblieben, denn der Sprachwissenschaft gelang es nicht, den Begriff „Altweibersommer“ eindeutig zu erklären. So kann also jeder die Erklärung für richtig halten, die ihm am besten gefällt.

Wenn der Altweibersommer diskriminiert

1989 klagte eine 77-jährige Darmstädterin gegen die Bezeichnung “Altweibersommer“. Der Name diskriminiere sie nicht nur als Frau, sondern auch wegen ihres Alters. Das zuständige Landgericht war jedoch anderer Meinung: Der “Altweibersommer“ durfte seinen Namen behalten - immerhin stammt der schon aus einer Zeit, in der die beleidigte Klägerin noch gar nicht geboren war.

Warum wird es so warm?

Ein Hoch über Osteuropa bringt Spätsommerwärme nach DeutschlandFür die Spätsommertage im September ist oft ein Hoch über Osteuropa verantwortlich, das trockene und warme Luft nach Deutschland lenkt.

Oft setzt sich ab Mitte September über Osteuropa ein umfangreiches Hoch fest, das die Wärme anzapft und trockene Luft zu uns lenkt. Bis weit in den Oktober hinein kann es strahlend sonnige Tage bescheren. Diese stabile Wetterlage sorgt für ein warmes Ausklingen des Sommers. Mit seiner klaren Luft und dem warmen Sonnenschein zaubert der Altweibersommer ein letztes Farbkostüm in unsere Gärten und Parks.

Als großes Finale der Natur, das es zu genießen gilt, sagt man augenzwinkernd über ihn: Er ist der einzige Sommer, auf den Verlass ist.

Wie lange geht der Altweibersommer?

Ein offizielles Ende des Altweibersommers gibt es im Herbst gar nicht so richtig. Manchmal spricht man auch vom Altweibersommer, wenn er bis Mitte Oktober anhält. Allerdings ist die Blattverfärbung so weit fortgeschritten, dass der Begriff Goldener Oktober bevorzugt wird.

Übrigens haben die Münchener das Oktoberfest im Laufe der Zeit von ursprünglich Mitte Oktober zum Septemberende hin vorverlegt, weil das Wetter dann noch viel eher mitspielt.

In früheren Zeiten ordneten Menschen den Altweibersommer gerne auch in einen noch deutlich späteren Zeitraum ein. So stand die Bezeichnung umgangssprachlich auch für einen sonnigen Nachsommer in der Zeit vom 1. bis zum 13. November. Daher stammt auch eine alte Bauernregel: "Ist’s zu Allerheiligen rein, tritt Altweibersommer ein". Heutzutage wird eine derart späte Schönwetterperiode als Martinssommer oder Novemberfrühling bezeichnet.

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