Ein Himmelsanblick, an den wir uns gewöhnt haben: Kondensstreifen trüben an freundlichen Tagen häufig das Himmelsblau. Sie entstehen aus den Abgasfahnen von Flugzeugen, in denen Wasserdampf zu Eiskristallen gefriert, und können sich je nach Wetterlage mitunter über längere Zeit hinweg am Himmel halten. Bild: dpa
Ein Himmelsanblick, an den wir uns gewöhnt haben: Kondensstreifen trüben an freundlichen Tagen häufig das Himmelsblau. Sie entstehen aus den Abgasfahnen von Flugzeugen, in denen Wasserdampf zu Eiskristallen gefriert, und können sich je nach Wetterlage mitunter über längere Zeit hinweg am Himmel halten. Bild: dpaBei sonnigem und klarem Hochdruckwetter bleiben Kondensstreifen dagegen stets kurz und lösen sich bald wieder auf. Der Grund: Die Umgebungsluft der Abgasfahnen ist trocken und kann viel Feuchtigkeit aufnehmen. Daher verdunsten bzw. sublimieren die Eiskristalle wieder zu unsichtbarem Wasserdampfgas. Bild: dpaBisweilen malen die Flugwege der Jets überraschend geometrische Strukturen - wie diesen "Stern" - an den Himmel. Doch solche Formen entspringen dem Zufall und werden vom Höhenwind ebenso schnell wieder verweht, wie sie sich zusammengefunden haben. Bild: Jutta SeidlerÜberlagern sich Kondensstreifen unterschiedlichen Alters in verschiedenen Höhen können bizarre Muster entstehen. Weil der gerade vorbeifliegende Jet in einer trockenen Schicht unterwegs ist, löst sich sein Streifen rasch wieder auf. Die beiden breiten Streifen fließen dagegen in sehr feuchter Luft auseinander. Bild: dpaHäufig gesellen sich auch ganz normale Cirruswolken hinzu. Auch diese verdanken ihre Entstehung feuchter Luft, die Wetterfronten in der Höhe oft vorauseilt, während es in tieferen Luftschichten noch trocken ist. Daher können auch Kondensstreifen Vorboten einer nahenden Wetterfront sein. Bild: Mario LehwaldIst die Luft anhaltend feucht, fließen alternde Kondensstreifen irgendwann so stark auseinander, dass sie kaum noch als solche zu erkennen sind. Sie gleichen dann immer mehr ganz gewöhnlichen Eiswolken und nehmen nach und nach auch deren faserigen Strukturen an. Bild: Mario LehwaldSind Wetterfronten oder Tiefdruckgebiete nicht mehr fern, können sich in der immer feuchter werdenden Höhenluft Schleierwolken und Kondensstreifen unterschiedlichen Alters zu einem geradezu chaotischen Himmelsbild zusammenfügen, bevor sie hinter nahenden, tieferen Wolken verschwinden. Bild: Marcel W.Eine sogenannte Hole Punch Cloud ("Lochwolke"). Das kreisrunde Wolkenloch wird von Flugzeugen im Steig- oder Sinkflug verursacht. Durchstößt ein Jet die dünne Wolkenschicht lagert sich der Wasserdampf seiner Abgasfahne an den Wolkenkristallen an, bis diese zu schweren Schneeflocken werden... Bild: Michael Popp... Die Schneeflocken fallen aus der Wolke in trockenere Luftschichten, wo sie wieder verdunsten. Sind alle Wolkenkristalle rund um die Flugbahn des Jets verbraucht, verschwindet dort die Wolke. Bleibt ein Jet auf gleicher Höhe wie die Wolkenschicht, entsteht statt des Loches ein langer Wolkenriss. Bild: Michael PoppDiese Aufnahme zeigt eindrucksvoll, wie die Schneekristalle im Zentrum einer solchen Lochwolke ausfallen und dabei noch in beträchtlichem Umkreis Feuchtigkeit mitnehmen. Kurz darauf verdunstet der Schneevorhang und das Wolkenloch ist perfekt. Der "schuldige" Jet ist längst außer Sicht. Bild: public domainEine ähnliche Wettergeschichte erzählen sogenannte "Quallenwolken": Auch sie zehren sich selbst auf, indem ihre Eiskristalle so viel Wasserdampf aufnehmen, bis sie als Schnee in tiefere Schichten fallen. Allerdings geben hier keine Jets, sondern Luftturbulenzen den Anstoß zu diesem Prozess. Bild: Jochen PischSchattenwurf eines Kondensstreifens: Die seltsame Erscheinung hat eine harmlose Ursache: Feiner Dunst in der unteren Atmosphäre streut das Sonnenlicht. Im Schatten des Kondensstreifens steht jedoch weniger Licht zur Verfügung, das gestreut werden kann. Daher ist es dort dunkler und der Schatten wird sichtbar. Bild: dpaDer Schatten dieses Kondensstreifens verrät, dass das Flugzeug über den hauchzarten Cirrostratuswolken fliegt. Dass seine Abgasfahne deutlich dichter ist als die dünnen Schleierwolken darunter, liegt allein daran, dass der Jet viel Wasserdampf freisetzt, der an Rußpartikelchen anfrieren kann. Bild: WildwuchsFür Anhänger der Chemtrail-Verschwörungstheorie steht dagegen fest: In Kondensstreifen von Flugzeugen werden systematisch Giftstoffe versprüht. Nach ihrer Ansicht "verraten" die durch kreuzenden Luftverkehr entstehenden Muster, dass dabei sogar ganz gezielt und planvoll vorgegangen wird. Bild: public domainDer Blick aus dem Weltall offenbart jedoch, dass sich Kondensstreifen vor allem entlang dicht beflogener Luftverkehrsstraßen häufen. Dass sie auch abseits der Flugrouten vorkommen, liegt allein daran, dass sie - ebenso wie die Wolken - von Windströmungen verlagert werden. Bild: NASAEine eindrucksvolle Animation der NATS zeigt, wie dicht der moderne Luftverkehr gegenüber früheren Jahren inzwischen geworden ist und wo sich die Flugrouten bündeln. Bild: NATSAnhänger der Chemtrail-Verschwörungstheorie behaupten immer wieder, die Streifen am Himmel gebe es erst seit Mitte der 1990-er Jahre, davor sei der Himmel stets blau gewesen. - Hier ein über 70 Jahre altes Luftbild: Es zeigt die Kondensstreifen aus den Motoren einer Bomberstaffel aus dem zweiten Weltkrieg ... Bild: dpaDieses "Beweis"-Foto aus der Trickkiste von Chemtrail-Anhängern soll dagegen belegen, dass Flugzeuge giftige Chemikalien versprühen. Tatsächlich handelt es sich um Trimmtanks für Tests zur Simulation der Schwerpunktverteilung eines Flugzeuges bei verschiedenen Beladungszuständen. Bild: public domainNoch tückischer gehen Chemtrail-Aktivisten bei diesem Bild vor: Die frei erfundenen Beschriftungen eines im Sonnenlicht schillernden Kondensstreifens sollen nicht nur Ängste schüren, sondern auch den Anschein von Seriosität verleihen. Da stört auch nicht, dass es die Mehrzahl der aufgezählten Substanzen gar nicht gibt. Die meisten Kondensstreifen bilden sich im Reich der Eiswolken. Dort, kilometerhoch über unseren Köpfen, regiert selbst im Sommer strenger Frost. Stößt ein Jet bei solchen Temperaturen Wasserdampf aus, bilden sich immer Kondensstreifen, und das schon solange es Luftverkehr gibt. Bild: public domain/WetterOnline