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Vor genau 6 Monaten: Historische Flutkatastrophe im Westen

19:31
15. Januar 2022

Historische Naturkatastrophe
Große Flut vor sechs Monaten

Unwetterartiger Dauerregen hat vor allem in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz für extreme Schäden gesorgt. Eine Katastrophe historischen Ausmaßes hat Mitte Juli 2021 die Eifel und das Ahrtal sowie Teile Nordrhein-Westfalens getroffen. In vielen Landkreisen herrschte Katastrophenalarm.

Vor genau 6 Monaten, am 14. und 15. Juli 2021, hat sich die Hochwasserkatastrophe im Westen Deutschlands ereignet. Besonders in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz gab es Sturzfluten, die insgesamt mehr als 180 Menschen das Leben kosteten. Die verheerenden Fluten waren die schlimmsten seit der Sturmflut in Hamburg im Jahr 1962.

Schäden historischen Ausmaßes

Unwetterartiger Dauerregen sorgte vor allem in der Eifel, dem Ahrtal in Rheinland-Pfalz sowie im Süden Nordrhein-Westfalens für schwere Schäden. Einsatzkräfte aus ganz Deutschland retteten Menschen aus ihren überfluteten Häusern und halfen auch anschließend in beeindruckender Weise mit, in den Trümmern nach noch Verwertbarem zu suchen und beim Wiederaufbau der zerstörten Orte zu helfen.

Unter anderem im Ahrtal waren in der Nacht zum 15. Juli zahlreiche Häuser eingestürzt, als sich meterhohe Wassermassen ihren Weg durch das Flusstal bahnten. Viele weitere Gebäude mussten nach der Flutkatastrophe von Statikern geprüft werden. Die Aufräumarbeiten dauerten Monate und sind immer noch im Gange. Wochenlang gab es in den Regionen, die am stärksten betroffen waren, kein Trinkwasser und keinen Strom.

Rückblick: Flutkatastrophe

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Einige Menschen können in ihr Zuhause nie wieder zurückkehren. Für viele zerstörte Gebäude gibt es keine Wiederaufbaugenehmigung, weil sie sich in zu stark hochwassergefährdeten Zonen befanden.

Enorme Regenmassen

Im Westen Deutschlands kamen vom 14. bis 15. Juli flächendeckend von der Eifel über die Kölner Bucht bis ins Sauerland mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter in nur 24 Stunden zusammen. Einer der höchsten Tagesniederschläge wurde in Wipperfürth im Bergischen Land mit 162 Liter pro Quadratmeter gemessen.

Die Regenradar-Analyse zeigt flächig im Westen mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter.Die Regenradar-Analyse zeigt flächig im Westen mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter.

Einige Flüsse und besonders auch kleinere Bäche führten extremes Hochwasser. Der bisherige Rekord am Pegel Altenahr an der Ahr lag zuvor bei 3,71 Meter Höhe, gemessen am 2. Juni 2016. Am 15. Juli 2021 wurde mit rund 7 Meter Höhe eine neue, kaum für möglich gehaltene Höchstmarke erreicht.

Schwere Überflutungen im Westen

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Auch in Nordrhein-Westfalen führten viele Flüsse und Bäche im Bergischen Land, im Rheinland und im Sauerland Hochwasser und traten über die Ufer. Nach den starken Regenfällen führten in der Folge auch Mittel- und Niederrhein sowie die Mosel Hochwasser, die statistisch gesehen nur alle 10 Jahre vorkommen. Deswegen wurde dort die Schifffahrt zeitweise eingestellt.

Dauerregen durch Tief BERND

Grund für das Hochwasser war eine extreme Wetterlage Mitte Juli 2021. Tief BERND, das sich ab dem 13. Juli vom Golf vom Genua nach Mitteleuropa schob, führte warme und feuchte Luft vom Mittelmeer über den Balkan nordwärts. Genau über dem Westen Deutschlands traf diese energiegeladene Luft auf deutlich kühlere und damit schwerere Luft.

Diese Mischung brachte extreme Starkregenfälle mit sich. Hinzu kam, dass das Tief sich tagelang nicht vom Fleck bewegte. Somit fiel der Niederschlag punktuell in immensen Mengen. Eine solche „blockierende“ Wetterlage entsteht, wenn der Jetstream stark mäandriert.

Verena Leyendecker erklärt im Video die Wetterlage und erläutert den Zusammenhang mit dem Klimawandel.

War der Klimawandel schuld?

Hatte nun der Klimawandel etwas damit zu tun? Das Ereignis war zunächst einmal Wetter, in diesem Fall eine Naturkatastrophe. Solche Naturkatastrophen hat es schon immer gegeben und wird es auch weiterhin geben.

Letztlich ist es schwierig zuzuordnen, welchen Anteil das Wetter und welchen der Klimawandel hatte. Stand der Wissenschaft ist jedoch, dass mit der Erderwärmung Niederschlagsextreme wahrscheinlicher werden. Dies entspricht auch dem physikalischen Grundverständnis, dass warme Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann.

Neben dem Wetter und dem Klimawandel spielten für das extreme Hochwasser laut Experten jedoch auch andere Faktoren eine Rolle. In begradigten und kanalisierten Bächen und Flüssen fließt das Wasser viel schneller ab und stromabwärts steigt die Überschwemmungsgefahr.

Zudem werden immer mehr Flächen versiegelt. Wasser, das nicht im Boden versickern oder sich über Auenflächen ausbreiten kann, schwillt zu einer oberirdischen Flut an, die sich dann durch asphaltierte Straßen und Ortschaften ihren Weg sucht.

Gewaltige Schäden nach Unwettern

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