Trockenheit in den Alpen: Von Schneearmut zu Wassermangel?
17:12
23. Februar 2023
Trockenheit geht weiter
Von Schneemangel zu Wassernot?
Rekordwenig Schnee, niedrige Flusspegel und rekordtiefe Wasserstände im Gardasee: Die Auswirkungen des Niederschlagsdefizits in den Alpen sind bereits jetzt zu sehen. Die Folgen könnten uns noch bis in den Sommer begleiten.
Der Winter war in den Alpen bislang sehr trocken. Im gesamten Alpenraum liegt derzeit weniger Schnee als im Mittel der vergangenen 30 Jahre. Nur etwa 55 Prozent der Alpen sind aktuell mit Schnee bedeckt. Dies betrifft Österreich, Italien, Deutschland und Frankreich sowie vor allem die Schweiz, dort ist das Niederschlagsdefizit im Westen und Süden am stärksten ausgeprägt.
An mehreren Orten der Schweiz wird derzeit rekordwenig Schnee gemessen. So etwa in Arosa, Davos, Engadin oder Andermatt. Die Schneehöhen in einigen Bergorten im Wallis steuern ebenfalls auf neue Tiefstwerte zu.
Die Schneearmut wirkt sich nicht nur auf den Wintersport aus, sondern kann auch noch Monate später Konsequenzen für die Wasserversorgung haben. Denn viele Bäche und Flüsse werden im Frühling und Frühsommer von der Schneeschmelze gespeist.
Wasserspeicher der Alpen schrumpft
Der Schnee der Alpen ist ein lebenswichtiger Wasserspeicher. Wenn dieser Speicher kleiner wird, hat dies Folgen – nicht nur für die Landwirtschaft. Die Pegel der Flüsse weisen infolge des Schnee- und Regendefizits teilweise sehr niedrige Wasserstände auf, wie sie im Schnitt nur alle paar Jahre vorkommen.
In der Poebene trockneten mittlerweile ganze Flüsse aus und Boote liegen auf dem Grund der Gewässer, wie folgende Aufnahmen zeigen:
Betroffen von der fehlenden Schneeschmelze können in den nächsten Monaten auch große Flüsse wie die Rhone, die Donau, der Rhein und der Po sein.
Trockenes Frühjahr – heißer Sommer?
Eine ausgeprägte Trockenheit im Frühjahr kann Hitzewellen im folgenden Sommer begünstigen oder verstärken. Sind die obersten Bodenschichten ausreichend durchfeuchtet, wird ein Großteil der Sonnenenergie dafür verwendet, die Feuchtigkeit zu verdunsten. Für die Erwärmung des Erdbodens bleibt weniger Energie übrig. Ist der Boden trocken, fällt dieser Effekt weg.
Schon gewusst?
Wassermangel ist im Frühling besonders ungünstig, da die Vegetation zu dieser Zeit gerade in die Gänge kommt und dementsprechend einen hohen Wasserbedarf hat.
Dennoch folgt auf einen trockenen Frühling nicht zwangsläufig ein Hitzesommer. Wie oft Hitzewellen auftreten und wie heiß es dabei wird, ist in erster Linie abhängig von der Entwicklung der Wetterlage.
Hoffnungsschimmer: Große Schneefälle sind noch bis April möglich
Aber es ist noch Zeit. Während sich in tieferen Lagen der Frühling ausbreitet, herrscht in den Hochalpen meist bis in den Mai hinein tiefster Winter. Oberhalb von 2500 Metern Höhe erreicht die Schneedecke ihre größte Mächtigkeit oft erst im April. Bis dahin kann eine niederschlagsreiche Wetterepisode die Ausgangslage für die Schmelzsaison nochmals komplett ändern.