Massive Gletscherschmelze in der Schweiz: 2023 Eisverlust von 4 Prozent
19:27
29. September 2023
Massive Eisschmelze
Weiteres Extremjahr für Alpengletscher
Die Schweizer Gletscher schmelzen immer schneller. Sie haben den zweitschlechtesten Sommer seit Messbeginn erlebt. In den vergangenen zwei Jahren verschwanden in den Schweizer Alpen 10 Prozent des Eisvolumens. In Zukunft wird sich die Schmelze sogar noch beschleunigen.
Ein weiteres Jahr der Extreme zehrt an den Gletschern. So sind allein im vergangenen Sommerhalbjahr in den Schweizer Alpen rund 4 Prozent des Eisvolumens abgeschmolzen. Am stärksten war die Schmelze im Süden und Osten der Schweiz.
Schmelze beschleunigt sich rasch
Zusammen mit dem Vorjahr gingen in den Alpen rund 10 Prozent des Eisvolumens verloren. Zum Vergleich: Etwa gleich viel Eis ist in den 30 Jahren von 1960 bis 1990 geschmolzen.
Beim Allalingletscher oberhalb von Saas-Fee im Kanton Wallis war die Gletscherschmelze in diesem Jahr fast so gravierend wie im Rekordjahr 2022. Selbst auf einer Höhe von 3200 Metern hat die Eisdicke des Gletschers um 3,5 Meter abgenommen. Auf dieser Höhe sollte eigentlich im September noch Schnee vom letzten Winter liegen.
Bis zu 3 Meter Eisdickenverlust am Griesgletscher
Der Allalingletscher steht mit diesen großen Verlusten aber nicht alleine da. Auch beim Griesgletscher, ebenfalls im Wallis, maßen die Glaziologen mittlere Verluste der Eisdicke von bis zu 3 Metern.
Der Griesgletscher war bereits im Juli komplett schneefrei und somit der Sonne schutzlos ausgesetzt. Mehrere kleinere Gletscher sind in den vergangenen beiden Jahren komplett verschwunden.
Etwas weniger dramatisch ist die Situation an der Grenze zwischen den Kantonen Bern und Wallis, in der Region der bekannten Gipfel Eiger, Mönch und Jungfrau.
Im Winter war dort mehr Schnee gefallen. Trotzdem ist der Verlust an mittlerer Eisdicke am Großen Aletschgletscher mit über 2 Metern sehr groß.
Ursachen der Gletscherschmelze
Für den erneut starken Rückgang der Alpengletscher gibt es mehrere Ursachen. Zum einen fielen im vergangenen Winter stark unterdurchschnittliche Schneemengen. Der sehr warme Juni ließ den Schnee auf den Gletschern zudem sehr rasch schmelzen.
Die Hitzewellen Ende August und Anfang September mit einer Nullgradgrenze von teils über 5000 Metern Höhe führten zu hohen Schmelzraten.
Zudem werden die Gletscheroberflächen von Jahr zu Jahr immer schmutziger. Die dunklere Oberfläche reflektiert die einfallende Sonnenstrahlung schlechter. Somit steht mehr Energie für die Eisschmelze zur Verfügung.
Da gemäß den Klimamodellen die Sommer immer wärmer werden und die Schneefallgrenze immer weiter ansteigt, beschleunigt sich die Gletscherschmelze in den kommenden Jahren zunehmend.
Bis Mitte des Jahrhunderts werden viele Gletscher ganz verschwunden sein, und selbst große Eisströme wie der Rhonegletscher oder der Morteratschgletscher werden kaum wiederzuerkennen sein.