Gleich mehrere verheerende Erdbeben haben am Montag den Südosten der Türkei und Nordsyrien erschüttert. Ein Erdstoß der Stärke 7,7 und Dutzende starke Nachbeben hinterließen enorme Zerstörungen. Mehr als 8500 Menschen kamen bei den Beben ums Leben. Die Opferzahlen steigen voraussichtlich noch weiter.
Mehrere gewaltige Erdstöße haben am Montag im Südosten der Türkei und in Nordsyrien große Schäden angerichtet. Das Epizentrum des ersten schweren Bebens lag nahe der Stadt Gaziantep unweit der Grenze zu Syrien.
Das Hauptbeben hatte eine Stärke von 7,7. Es ereignete sich am Montag um 2:17 Uhr in nur 10 Kilometer Tiefe. Gegen Mittag folgte ein weiterer Erdstoß der Stärke 7,5 in derselben Region.
Mehrere Provinzen sind betroffen, Tausende Gebäude stürzten ein. Aus dem ganzen Land wurden Rettungsteams zusammengezogen. Bisher kam es zu über 280 Nachbeben.
Offiziellen Meldungen zufolge starben bei den Beben in der Türkei und Syrien bereits mehr als 8500 Menschen, rund 40.000 weitere wurden verletzt. Tausende Verschüttete konnten auch noch lebend aus den Trümmern gerettet werden.
Auch im Nordwesten Syriens stürzten zahlreiche Gebäude ein, Menschen wurden unter den Trümmern begraben. Das genaue Ausmaß der Katastrophe ist immer noch nicht absehbar. Die Zahl der Opfer muss wahrscheinlich weiter nach oben korrigiert werden. Retter in Syrien vermuten, dass noch immer Hunderte Familien unter den Trümmern begraben sind.
Weitere starke Nachbeben
Wegen Dutzender Nachbeben verbringen die Menschen die Nächte und Frühstunden trotz Schnee, Regen und Kälte im Freien. Viele können auch nicht in ihre Häuser zurück, weil diese eingestürzt sind.
Wie im WetterRadar zu sehen ist, machen Schnee, Regen und Kälte den von den Erdstößen betroffenen Regionen zusätzlich zu schaffen.
Der Flughafen im südtürkischen Hatay wurde teilweise zerstört. Der Asphalt der Landebahn schob sich durch den Druck des Bebens zusammen und platzte auf. Flugzeuge können dort vorerst nicht mehr starten oder landen. Beinahe die Hälfte der Stadt liegt in Trümmern. Rund 60.000 Hilfskräfte sind inzwischen vor Ort.
Aufgrund der bereits massiv vorgeschädigten Infrastruktur ist von weiteren, schweren Schäden und von noch mehr Opfern auszugehen. Ebenfalls zu spüren waren die Erschütterungen der Erdbeben in Israel, dem Libanon, auf Zypern und im Irak.
Stärkste Erdbeben seit Jahrzehnten
Experten der Erdbebenwarte Kandilli in Istanbul sprechen vom stärksten Erdbeben in der Türkei seit Jahrzehnten. Nach Angaben von EU-Vertretern war es eines der stärksten in der Region in mehr als 100 Jahren. Das Land ist immer wieder von schweren Erdbeben betroffen.
In den betroffenen Regionen grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der größte Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr. Am Montag ereigneten sich die zahlreichen Erdbeben entlang einer von Südwest nach Nordost verlaufenden Bruchzone.
Bei einem der folgenschwersten Beben der vergangenen Jahre waren im Oktober 2020 in Izmir mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen.
Bereits im Jahr 1999 war die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben. Für die größte türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.