Die grüne Lunge des Planeten erlebt eine beispiellose Krise. Das größte Regenwaldgebiet der Welt leidet unter der schwersten Trockenheit seit über einem Jahrhundert. Die Folgen für Menschen und Tiere sind gravierend. Es wurde sogar der Notstand ausgerufen.
Dem Amazonasbecken fehlt das, was es normalerweise reichlich hat: Wasser. Das wasserreichste Gebiet der Welt erlebt derzeit die schlimmste Trockenheit seit Beginn der Aufzeichnungen vor über 120 Jahren. Hunderttausende von Menschen leiden jetzt unter dieser Dürre.
Schon gewusst?
Der Amazonas und seine Nebenflüsse bilden das mit Abstand größte Flusssystem der Erde. In ihm fließen fast 20 Prozent des Wassers aller Flüsse weltweit in Richtung Meer. Damit ist das Flusssystem von enormer Bedeutung.
Vor allem die Bevölkerung an den Flussufern hat massive Probleme. Viele Menschen können sich normalerweise nur per Boot auf den Flüssen fortbewegen. Wegen des niedrigen Pegelstandes sind zahlreiche Boote auf Grund gelaufen, die Versorgung der Gemeinden mit Wasser, Lebensmitteln oder Medikamenten wird immer schwieriger.
Notstand im Amazonas-Gebiet
Die Regierung im Bundesstaat Amazonas rief für alle 62 Bezirke den Notstand aus. Fast 600.000 Menschen sind davon betroffen. In den vergangenen Tagen wurden rund 70 tote Süßwasserdelfine in der Gemeinde Coari gefunden. Sie liegt etwa 360 Kilometer von Manaus entfernt.
Bereits Ende September wurden in derselben Region im Lago Tefé über 100 tote Süßwasserdelfine entdeckt.
Fluss trocknet rasant aus
Dürreperioden gibt auch im Amazonasgebiet immer wieder mal. Was diese Dürre aber von anderen unterscheidet, ist die Geschwindigkeit, in der die Flüsse austrocknen. Viele Orte hatten keine Zeit, sich vorzubereiten.
Das TemperaturRadar zeigt Spitzen um 35 Grad im Amazonasgebiet (Manaus und Umgebung).
Experten sind deshalb alarmiert. Eine Entspannung zeichnet sich nicht ab. Die Pegelstände einiger der wichtigsten Flüsse waren zuletzt in noch nie da gewesenem Maße gesunken.
Besonders betroffen von der aktuellen Dürre ist der Bundesstaat Amazonas. Der Rio Negro - zweitgrößter Nebenfluss des Amazonas - erreichte Ende Oktober in der Nähe der Provinzhauptstadt Manaus den niedrigsten Stand seit Beginn der offiziellen Messungen.
El Niño und dessen "kleiner Bruder" im Atlantik sind "schuld"
Als Ursache für die anhaltende Dürre nennen Forschende die Warmwasseranomalien im Ostpazifik sowie im tropischen Atlantik. "El Niño" im Ostpazifik tritt aktuell zusammen mit dem sogenannten "Atlantik Niño" auf, welcher im Vergleich etwas schwächer ausgeprägt ist.
Beide Klimaphänomene zusammen führen aufgrund komplexer Strömungsveränderungen dazu, dass die Regenfälle im Amazonasbecken abnehmen.