Norditalien erlebt gerade die schlimmste Dürre seit 70 Jahren. Der Fluss Po droht auszutrocknen und Trinkwasser wird knapp. Regional wurde bereits der Notstand ausgerufen. Jetzt soll der Gardasee angezapft werden.
In der norditalienischen Lombardei hat die gegenwärtige Dürre bereits dramatische Ausmaße angenommen. Nach Monaten ohne nennenswerten Regen droht Italiens größter Fluss, der Po, zu versiegen. In einigen Gemeinden wurde bereits das Trinkwasser rationiert. Pläne, Wasser aus dem Gardasee in die verdorrende Po-Ebene zu leiten, stoßen am See jedoch auf Widerstand.
Der Gardaseeist Italiens größter Binnensee und Touristenmagnet am Fuße der Südalpen. Aber auch dort sind die Folgen der extremen Trockenheit bereits sichtbar: So ist der Pegel des Sees gegenüber dem Vorjahr um rund einen halben Meter gefallen. Weil wegen des winterlichen Schneemangels in den Alpen kaum noch mit Schmelzwasser zu rechnen ist, sinkt der Pegel des Sees weiter.
Andererseits gilt der Po als wichtigste Lebensader in der bevölkerungsreichsten Region des Landes. In der Lombardei, in der auch die Metropole Mailandliegt, leben rund zehn Millionen Menschen. Versiegt der Fluss, verlieren viele ihre Lebensgrundlage. Ernten drohen zu verdorren, weil Felder nicht mehr bewässert werden können. Selbst die Stromversorgung gerät ins Stocken.
Kein Wasser mehr für Grünflächen
Inzwischen gab Mailands Bürgermeister Sala bekannt, dass die Stadt keine Grünflächen mehr bewässere und mehrere Brunnen abschalten werde. Er forderte die Bewohner der Stadt auf, ihren Wasserverbrauch zu reduzieren und empfahl, Klimaanlagen nicht kühler als 26 Grad einzustellen, um Energie zu sparen. Zu diesem Zweck sollten auch Geschäfte ihre Türen geschlossen halten.
Wegen der bedrohlichen Lage drängt die Regionalregierung der Lombardei zudem immer nachdrücklicher darauf, die norditalienischen Seen anzuzapfen und ihr Wasser in den Po zu leiten. Die betroffenen Ufergemeinden leiden allerdings ihrerseits bereits stark unter der Trockenheit und fürchten um ihr wirtschaftliches Überleben.
Nächste Woche Krisengespräche geplant
Dabei kommt der Gardasee bisher sogar noch glimpflich davon: Er weist aktuell immer noch einen Füllstand von rund 60 Prozent auf, allerdings mit stark fallender Tendenz. Der Lago Maggiore im Grenzgebiet zum Schweizer Tessinhat dagegen mit nur noch 22 Prozent schon jetzt ein neues Allzeit-Tief erreicht.
Vor dem Hintergrund des drohenden Ausnahmezustandes hat Italien inzwischen auch in der Schweiz um Hilfe zur Bewältigung der Wasserkrise nachgesucht. In der kommenden Woche ist ein Spitzentreffen der Regionen mit Regierungsvertretern geplant. Eine rasche Einigung auf geeignete Maßnahmen dürfte dabei jedoch kaum zu erwarten sein.