Wetterrückblick
Markanter Juli-August-Gegensatz
Analyse der Zirkulationsformen
Typische Jetlage im August 2006
Dem bislang heißesten Juli in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen stand ein nasser, wechselhafter und eher kühler August gegenüber. Die Ursache für den im Jahr 2006 ungewöhnlich deutlich ausgeprägten Witterungsgegensatz zwischen Juli und August waren zwei völlig unterschiedliche Zirkulationsformen, die jeweils etwa einen Monat lang den vorwiegend typischen Witterungscharakter bestimmt haben.
Unter "Zirkulationsform" ("Zirkulationsmuster") versteht man die Großwetterlage, die großräumig über einen längeren Zeitraum hinweg vorwiegend charakteristisch ist. Typisch für den Juli 2006 war eine sehr weit nordwärts verschobene Lage des Polarjets, so dass Mitteleuropa von Südeuropa her immer wieder in den Einflussbereich des subtropischen, warmen Hochdruckgürtels geriet. Entsprechend stellte sich in Deutschland einen Monat lang ein trockenheißer Sommer ein trotz vorübergehender Gewitterstörungen. Diese heiße, regenarme und sonnenscheinreiche Witterungsperiode hatte von wenigen Unterbrechungen abgesehen bereits etwa um den 10. Juni mit dem Beginn der FIFA-Fußball-Weltmeisterschaft eingesetzt.
Typische Jetlage im Juli 2006
Im August 2006 verlief der Polarjet, welcher die vorherrschende Zugbahn atlantischer Mittelbreitentiefs beschreibt, sehr weit südwärts verschoben vom Nordatlantik über Frankreich und die Alpen nach Südosteuropa. Nördlich des Polarjets ist es immer relativ kühl, da dort frische Meeresluft und kalte Polarluft wetterwirksam sind. Entlang des Polarjets sind in rascher Folge immer wieder neue Tiefdruckgebiete vom Nordatlantik nach Mitteleuropa hereingezogen. Sie haben auch weite Teile Deutschlands mit reichlich Regen und teilweise extremen Wettererscheinungen heimgesucht. Die Namen der Tiefs waren in dieser chronologischen Reihenfolge "Xaveria, Zana, Bärbel, Dörthe, Florence, Gaby und Isabel".
Unter den langen Wellen versteht man großräumige Hochdruckrücken und Tiefdrucktröge, die in mehr oder minder stark ausgeprägten Mäandern west-ostwärts um die Erde, jeweils im Bereich der Westwindzone der nördlichen und der südlichen Hemisphäre verlaufen. Liegt beispielsweise im Sommer ein warmer Hochdruckrücken über Mitteleuropa, ist es trocken und heiß. Im Gegensatz dazu ist die Witterung kühl bis nur mäßig warm und wechselhaft, wenn ein Trog über Mitteleuropa liegt.
Die Begriffe "Witterung" und "Wetter" werden in der Meteorologie unterschiedlich interpretiert. Die Witterung ist das Wetter, das über ein längeres Zeitintervall von Wochen über Monate bis zu einer ganzen Jahreszeit typisch (charakteristisch) für eine Region ist. (z.B. Hitzewellen im August 2003 und im Juli 2006, im Gegensatz dazu nasser August 2006 bzw. nasser Sommer 2002). Diese unterschiedlichen Witterungscharaktere werden durch die zuvor beschriebenen, langen Wellen geprägt. Letzere wiederum bestimmen die Lage der Polarfront.