Orkanböen bis zu 250 Kilometer pro Stunde und ein tosendes Meer können die Folge eines der kräftigsten und wohl auch eindrucksvollsten lokalen Windsysteme auf unserem Planeten sein - der Bora.
Was ist Bora?
Bei der Bora (griech. von Boréas "der Nördliche") handelt es sich um einen kalten Nordostwind, der vorwiegend an den Küsten Sloweniens und Kroatiens auftritt. Bekannte Einfallstore für die Bora stellen die Bucht bei Triest, die Kvarner Bucht oder der Velebit-Kanal (bei Senj) dar. Während das Wetterphänomen in der warmen Jahreszeit oft nur wenige Stunden andauert, kann es im Winter über Tage oder sogar Wochen sehr ungemütlich sein.
Wie entsteht die Bora?
Die Bora bläst regelmäßig im Winter auf, wenn über Oberitalien ein Tief seine Kreise dreht und gleichzeitig polare Kaltluft über Mitteleuropa östlich der Alpen in Richtung Balkan strömt. Das Tief über Italien saugt die Polarluft regelrecht an, die Bora läuft dann zur Hochform auf. Sehr ruppige Windböen peitschen dann die Hänge des Küstengebirges hinab in Richtung Adria.
Eigentlich sollte man im Lee der Küstengebirge bei der Bora von einem Föhn ausgehen. Wegen der geringen Fallhöhe der Küstengebirge erwärmt sich jedoch die Luft nicht genug. Daher gilt die Bora als kalter Fallwind.
Welche Auswirkungen hat die Bora auf die Natur?
Die teilweise völlig kahlen Inseln vor der kroatischen Küste sind unter anderem die Folge der dort häufig auftreten Bora. Nachdem die Bäume und Wälder dort abgeholzt wurden, wehte der Wind den letzten nährstoffreichen Boden davon. Übrig blieb eine karge Felsenlandschaft. Unter diesen Bedingungen kann sich die Vegetation dort kaum mehr erholen. Bei vergleichbaren geografischen Bedingungen kommt die Bora auch an der Schwarzmeerküste, auf Nowaja Semlja, in Skandinavien und auf der Kanto-Ebene in Japan vor.
Videos: Mitten im Bora-Orkan
Die Bora-Fallwinde erreichen nicht selten Spitzenböen bis 200 Kilometer pro Stunde. Unser Wetterreporter Marco Kaschuba hat dies im März 2016 in Kroatien erlebt. Seine Eindrücke und die Schäden, die solch ein Fallwind erreichen kann, zeigt er in beiden Videos: