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Wenn ein Schneesturm das Leben lahmlegt - Blizzard

Blizzard

Wenn ein Schneesturm das Leben lahmlegt

Schneemassen begraben Autos
Inhalt

Als Blizzard werden intensive Schneestürme bezeichnet. Ursprünglich stammt der Begriff aus Nordamerika. Im Laufe der Zeit wurde er jedoch auch in Skandinavien und der Antarktis eingeführt, um ähnliche Wetterphänomene zu beschreiben.

Was ist ein Blizzard?

Blizzards sind Schneestürme in Nordamerika. Sie gehen mit starken Temperaturstürzen, stürmischen bis orkanartigen Winden und ergiebigen Schneefällen einher. Dabei können massive Schneeverwehungen Autos begraben, Straßen und Bahnstrecken unpassierbar machen und auch ganze Ortschaften von der Außenwelt abschneiden. In kurzer Zeit können die gefürchteten Blizzards das öffentliche Leben lahmlegen. Solche Winterstürme verursachen Verkehrschaos und Stromausfälle, mitunter sind auch Todesopfer zu beklagen.

Vor allem der Norden und Nordosten der USA sowie weite Teile Kanadas sind immer wieder von solchen Schneestürmen betroffen.  

Kriterien für einen Blizzard

Diese drei Kriterien müssen erfüllt sein, damit von einem Blizzard gesprochen werden kann:

  1. Der Wind erreicht im Mittel 7 Beaufort, also mindestens 56 Kilometer pro Stunde.

  2. Der Sturm hält mindestens drei Stunden an.

  3. Die Sichtweite liegt durch den aufgewirbelten Schnee unter 400 Meter.

Wenn nur eine oder zwei Kriterien erfüllt sind, dann geben die Behörden keine Blizzard-Warnung, sondern eine Wintersturm-Warnung (winter storm warning) oder Warnung vor Starkschneefall (heavy snowfall warning) heraus.

Sturmstärke nach Kategorie

In den USA setzen die Wetterbehörden seit 2006 die fünfstufige NESIS-Skala (Northeast Snowfall Impact Scale) ein, die die Stärke von Blizzards kategorisiert. In die höchste Stufe 5 wurden vom US-Wetterdienst zwei Schneestürme im März 1993 und im Januar 1996 eingeordnet. Der Schneesturm im Januar 2016 erreichte die zweithöchste Stufe der Skala.

Wie entsteht ein Blizzard?

Damit ein Blizzard entsteht, braucht es ein kräftiges Tief oder Sturmtief im Bereich der Großen Seen oder weiter östlich an der Nordostküste der USA.

Im Winterhalbjahr entstehen diese Blizzards dann, wenn Tiefs auf ihrer Rückseite polare Kaltluft mit einer Nord- bis Nordwestströmung weit nach Süden schaufeln. Die Temperatur stürzt dann weitflächig in den Keller. Manchmal sind Temperaturstürze von zwanzig Grad und mehr möglich.

Entstehung Blizzard InfografikAuf der Rückseite (Westflanke) des Sturmtiefs gelangt Polarluft bis weit nach Süden. Auf der Ostseite fließt milde Meeresluft mit viel Regen und Gewittern nach Nordosten. Einen Blizzard gibt es nur an der Westseite des Tiefs.

Da Gebirgszüge fehlen, die in West-Ost-Richtung verlaufen, kann arktische Polarluft manchmal ungehindert bis zur Golfküste und bis nach Florida strömen. Dort trifft sie auf feuchtmilde Luftmassen. Die großen Temperaturkontraste bewirken, dass sich das Tief weiter intensiviert. In der Folge schneit es im Übergangsbereich zwischen der Polarluft und der milderen Meeresluft ergiebig. Meist kommen in nur einer Stunde zehn Zentimeter Schnee und mehr zusammen. Zudem löst der Sturm Schneeverwehungen aus.

Im Nordosten der USA oder im Osten Kanadas entsteht ein Schneesturm meist, wenn das Tief aus dem Süden weiter an die Nordostküste und von dort auf den Atlantik zieht. Durch den starken Temperaturkontrast zwischen der Polarluft und dem relativ warmen Atlantik kann sich das Tief dann sehr schnell verstärken. Allerdings werden die Kriterien für einen Blizzard nur an der Westflanke des Sturmtiefs erfüllt. Weiter südlich ist der Wind nicht so stark und die Schneefälle sind nicht so ergiebig.

Zeitraffer: Schneemassen in wenigen Stunden

Im Februar 2011 tobte ein Blizzard an der Ostküste der USA. Verbreitet fielen in kurzer Zeit 50 Zentimeter Schnee und mehr. Das Zeitraffer-Video entstand in Cambridge in Massachusetts.

Die stärksten Blizzards

Eingeschneites Flugzeug in NYCSchneemassen begraben am 24. Januar 2016 Flugzeuge am Flughafen John F. Kennedy in New York. Sturmböen bis Tempo 110 verwehen den frischen Schnee massiv und türmen ihn zu großen Hügeln auf. Mit 77 Zentimetern meldet der Flughafen einen neuen Rekord. - Bild: Tri-State Weather via facebook

Einer der stärksten Blizzards in der Geschichte fegte Ende Januar 2016 über den Osten der USA. Bis zu einem Meter Neuschnee beeinträchtigten rund 85 Millionen Menschen von Florida bis zur kanadischen Grenze. In einigen Regionen türmte sich der Schnee bis zu zwei Meter hoch. Nach der Northeast Snowfall Impact Scale war JONAS, so der Name des Wintersturms, ein Blizzard der Kategorie 4 und versetzte gleich mehrere Bundesstaaten an der US-Ostküste zwischen dem 22. und 24. Januar 2016 in Ausnahmezustand. Da er so heftig tobte, wurde er auch Snowzilla genannt.

An den Küsten rief Sturm JONAS Überflutungen hervor, im Inland brach die Stromversorgung ab. Mehr als 200.000 Menschen wurden von der Stromversorgung abgeschnitten. Besonders heftig traf es New York City. Dort war der Schneesturm laut "New York Times" der zweitstärkste seit 1869. Binnen kurzer Zeit fielen im Innenstadtbereich 68 Zentimeter Schnee.

Weitere verheerende Blizzards

Mann schippt meterhohen Schnee auf GehwegDie Neuenglandstaaten versinken am 9. Februar 2013 im Schnee. In Boston fallen über 60 Zentimeter. Blizzard NEMO bringt das öffentliche Leben regional zum Stillstand. - Bild: AFP
  1. Great Lakes Blizzard: Der Schneesturm wütete vom 28. Januar bis 2. Februar 1977 mit Windgeschwindigkeiten in Orkanstärke und massiven Schneefällen. Er legte mehrere US-Bundesstaaten und große Gebiete in Kanada tagelang lahm, türmte haushohe Schneeverwehungen auf und tötete 29 Menschen.

  2. Schoolchildren's Blizzard (Januar 1888): Unter den mehreren hundert Todesopfern waren überwiegend Schulkinder, die von dem Blizzard in der Schule überrascht wurden. Sie starben, nachdem sie Lehrer zum Beginn des Blizzards nach Hause geschickt hatten. Viele erfroren in der Eiseskälte. In den einfach gebauten und schlecht gedämmten Schulen ging das Heizmaterial aus.

  3. Groundhog Blizzard: Heftige Schneefälle zwischen dem 31. Januar und dem 2. Februar 2011 breiteten sich über weite Teile der USA und Kanada aus. Ein großes Verkehrschaos war die Folge. Im Mittleren Westen und in Neuengland fiel Eisregen, der das öffentliche Leben lahmlegte und zu massiven Stromausfällen führte.

  4. Blizzard NEMO: Bis zu 66 Zentimeter Neuschnee fielen am 9. Februar 2013. In mehreren Staaten Neuenglands wurde der Ausnahmezustand ausgerufen. Hunderttausende Haushalte waren zeitweise ohne Strom und Heizung. Tausende Flüge wurden gestrichen.

Blizzards in Mitteleuropa

Eingeschneite Autos auf Autobahn in DeutschlandNichts geht mehr: Die Autobahn 7 in Schleswig-Holstein während des gewaltigen Schneesturms vom Jahreswechsel 1978/79. Fahrzeuge bleiben in meterhohen Schneeverwehungen liegen. Bei strengem Frost und Sturm müssen die Insassen lange auf Hilfe warten. - Bild: Kai Greiser

Über Mitteleuropa fegen nur selten Blizzards. Denn die Kriterien dafür reichen meist nicht aus. Vielmehr handelt es sich um Winterstürme, die vom Atlantik heranziehen.

Im Winter sind die Wassertemperaturen noch verhältnismäßig hoch, wodurch richtige Kälte wie in Nordamerika nicht zu uns peitschen kann. Die Tiefs haben stattdessen milde Luft im Gepäck, daher regnet es meist im Tiefland. In höheren Lagen sind jedoch durch stürmischen Wind Schneeverwehungen möglich.

Außerdem ist die Topografie in Mitteleuropa ganz anders: Der Alpenbogen verläuft von West nach Ost und verhindert, dass Polarluft direkt auf feucht-milde Mittelmeerluft treffen kann.

Unter bestimmten Bedingungen können aber durchaus Kriterien für einen Blizzard gegeben sein. Oft liegt dann ein Sturmtief über der Ostsee oder Skandinavien. Der Sturm hält mehrere Stunden an und legt folglich das öffentliche Leben lahm. So brach zum Jahreswechsel 1978/79 die schlimmste Schneesturmkatastrophe der vergangenen 100 Jahre über Mitteleuropa herein. Weite Teile Norddeutschlands erstarrten unter meterhohen Schneeverwehungen. Im Februar 1979 wütete ein weiterer Schneesturm. Schwere Sturmböen, eine sehr geringe Sichtweite und Schneemassen brachten das öffentliche Leben in Teilen Deutschlands zeitweise zum Stillstand. Dies entspricht den Kriterien für einen Blizzard.

Spezial: Chronik der Schneekatastrophe 1978/79

Im Jahrhundertwinter 1978/79 kommt es zu Temperaturstürzen und meterhohen Schneeverwehungen. Der Winter geht als schlimmste Schneesturmkatastrophe der vergangenen 100 Jahre in die Geschichte Mitteleuropas ein.

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