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Die stärksten Hurrikane
Böen bis 340 Stundenkilometer
Als sich der Tropische Sturm "Wilma" in der Nacht vom 18. zum 19. Oktober 2005 in der Karibik über Nacht zu einem Major Hurricane der Kategorie 5 verstärkte, schrieb er zugleich Wettergeschichte: Nie zuvor seit Aufzeichnungsbeginn hatte sich ein tropischer Wirbelsturm auf dem Atlantik so rasant verstärkt, wie in jener Nacht. Binnen nur 24 Stunden war der Luftdruck in "Wilmas" Zentrum um 92 Hektopascal (hPa) gefallen und betrug nur noch 882 hPa. Das war der tiefste über dem Atlantik je gemessene Wert. Gleichzeitig wurden am Rande von "Wilmas" Auge im einminütigen Mittel Windgeschwindigkeiten von 295 Stundenkilometern gemessen, Böenspitzen brachten es auf 340 Stundenkilometer.
Der Hurrikan "Wilma" am 19. Oktober 2005 im Satellitenbild
Ebenso schnell wie sich der Super-Hurrikan entwickelt hatte, verbreitete sich auch die Nachricht wie ein Lauffeuer rund um den Globus, "Wilma" sei der stärkste Hurrikan aller Zeiten! 17 Jahre lang hatte zuvor der Hurrikan "Gilbert" diesen Rang mit einem Rekordluftdruck von 888 hPa angeführt und davor war der "Labor-Day-Hurrikan" 53 Jahre lang mit einem Kerndruck von 892 hPa unangefochtener Spitzenreiter unter den atlantischen Hurrikanen gewesen. Zudem war "Wilma" nach "Katrina" und "Rita" bereits der dritte Hurrikan der höchsten Kategorie 5 in der gleichen Saison. Auch eine derartige Häufung starker Hurrikane im gleichen Jahr war noch nie beobachtet worden.
Die stärksten Hurrikane sortiert nach niedrigstem Kerndruck
Legt man allerdings die seit dem Jahre 1995 geänderte Praxis zugrunde, wonach die Stärke von Hurrikanen nicht mehr nach dem Luftdruck, sondern nach ihren Windgeschwindigkeiten im einminütigen Mittel einzustufen ist, dann war Wilma trotz des neuen Luftdruckrekords und entgegen den Schlagzeilen nicht der stärkste Hurrikan seit Aufzeichnungsbeginn. Diesen Rang nimmt statt dessen der Hurrikan "Camille" aus dem Jahre 1969 ein, in dessen Inneren damals Ein-Minuten- Mittelwinde von 305 Stundenkilometern tobten.
Der Hurrikan "Camille" am 16. August 1969 im Golf von Mexiko
Die stärkesten Hurrikane sortiert nach Ein-Minuten-Mittelwind
Nach "Camille" erreichte im Jahre 1980 auch der Hurrikan "Allen" Windgeschwindigkeiten von über 300 Stundenkilometern, so dass "Wilma" in der Rangliste der stärksten Hurrikane nach den Windgeschwindigkeiten sogar nur den dritten Platz belegt. Auffällig ist immerhin, dass alle drei großen Hurrikane des Jahres 2005, "Katrina", "Rita" und "Wilma", zu den 7 stärksten Hurrikanen seit Aufzeichnungsbeginn gehören. Ebenfalls ganz vorne dabei ist Hurrikan "Mitch", der im Jahre 1998 in Mittelamerika vor allem in Folge verheerender Regenfluten mehr als 10.000 Menschenleben forderte.
Hurrikan Mitchs Regenfluten setzten Mittelamerika unter Wasser
Erwähnenswert ist auch noch "Der Große Hurrikan" von 1780. Jener historische Wirbelsturm, bei dem in der Karibik 22.000 Menschen ums Leben kamen, gilt als der tödlichste Hurrikan der Geschichte. Überlieferungen zufolge brachte er Spitzenböen bis 320 km/h, wobei anzumerken ist, dass damals weder die heute üblichen Geräte, noch die entsprechenden Mess-Methoden zur Verfügung standen, so dass ein Vergleich mit jüngeren Hurrikanen problematisch ist. Auch Geräte zur systematischen Erfassung des Luftdrucks, Barometer, waren erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts gebräuchlich, so dass zu dieser Wirbelsturmkatastrophe auch keine Luftdruckdaten existieren.