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Lawinenwinter 1999 - Spezial

Die Lawine von Galtür

Augenzeugen-Bericht Teil 2

Med.-Rat. Dr. Walter Köck (Ehrenbürger von Galtür) berichtet über das Lawinenereignis. Vielen Dank an die Gemeinde Galtür, die uns die Genehmigung zur Veröffentlichung erteilt hat.

"Die ersten Gerüchte wiederholen sich immer wieder, Leute, die dort waren, bestätigen es- im "Winkl", dem westlichen Teil von Galtür, habe die Lawine gewütet, Chaos herrsche dort und Verwüstung. Das "Haus Litzner" sei dem Erdboden gleichgemacht, das "lglu" verschwunden, weitere Häuser schwer beschädigt, die neue Siedlung teilweise zerstört oder ganz zertrümmert. Es gäbe viele Tote, Gäste wie Einheimische, erste Namen werden zaghaft genannt. Und es schneit und schneit, der Wind heult unheimlich und wirbelt den Schnee um Häuser und Dächer und über einen Lawinenkegel, den man vorerst mehr ahnen als sehen kann.

Abgeschnitten von jeder auswärtigen Unterstützung läuft in dieser Nacht eine Rettungs-, Berge- und Betreuungsaktion ab, wie es sie in der Form noch nie gab, die in der Zusammenarbeit von den Galtürern und ihren Gästen einmalig werden sollte, einmalig als Teamwork aller, ohne Stars. Es erwies sich als Glück in der Not, dass sich unter den Herbeigeeilten so viele Profis im Helfen befanden, Gendarmeriebeamte, Bergführer, Schilehrer, Bergrettungsleute, Feuerwehrmänner, Normalbürger und Gäste noch und noch, die sich den Mannschaften anschlossen und bis zur Erschöpfung mitarbeiteten.

Erst am nächsten Morgen können Hubschrauber starten

Bildquelle: Bundesheer Österreich - Am nächsten Morgen können dann die ersten Hubschrauber von Landeck nach Galtür fliegen. Klick ins Bild öffnet eine größere Ansicht.

Wie Musik in den Ohren klang uns allen das Dröhnen des ersten Hubschraubers, der um 6.45 Uhr am nächsten Morgen in Galtür landete und eine Rettungsaktion aus der Luft einleitete, wie es sie in Österreich noch nie gab. Prim. Dr. Koller, der ärztliche Einsatzleiter, mehr oder minder auf ein Chaos gefasst, war sichtlich erleichtert, als ihm Gemeindearzt Dr. Treidl mit seinem Ärzteteam die Verletzten in gutem Zustand Übergab. Wir freuen uns über die Ärzte, das Bundesheer, die Bergrettung, Gendarmerie, Alpingendarmen, das Rote Kreuz und die Hundestaffeln, die nach Galtür geflogen kamen. Tagsüber läuft die größte Hubschrauber- Evakuierung Österreichs an, unsere Gäste können heimfliegen.

Insgesamt kamen bei dem Lawinenunglück 31 Personen, Einheimische und Urlauber, ums Leben. Aber es konnten auch 20 Menschen lebend geborgen werden. Das Unglück in Galtür ist ein furchtbarer Schlag für die Gemeinde, die Hinterbliebenen und die Einwohner. Wie es im normalen Leben nie möglich wäre, konnte dabei aber eine Gemeinschaft zeigen, was sie, in höchster Not, auf sich allein gestellt, zu leisten imstande ist. Der Einsatz hatte Modellcharakter und war eine medizinische und organisatorische Großleistung, ein Produkt guter Zusammenarbeit unterschiedlichster Organisationen in einem Dorf und des persönlichen Einsatzes.

Wir werden noch lange trauern um die Toten des Dorfes und um die Gäste, die bei uns starben. Seither ist in Galtür nichts mehr, wie es war, und es wird auch nie mehr so sein, wie es war, denn uns alle hat die Lawine gewandelt, fest zusammengeschweißt, um Erfahrungen reicher gemacht. Dies und das Gedenken an die Verstorbenen wird uns trotz 31 Gräbern die Kraft geben, mit Gott in eine gute Zukunft zu gehen."

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