Unwetter im Rückblick
Gewittersturm fegt über NRW
Größere Schäden als bei KYRILL
Die schwersten Unwetter seit Jahrzehnten haben Nordrhein-Westfalen in ein Verkehrschaos gestürzt. Der Sturm hinterließ größere Schäden als KYRILL. Auf Straße und Schiene ging im Ruhrgebiet tagelang kaum etwas.
Die schwersten Unwetter seit Jahrzehnten haben am Abend des 9. Juni in Nordrhein-Westfalen sechs Menschen das Leben gekostet, 30 Menschen wurden schwer und 37 leicht verletzt. Besonders schwer war das Ruhrgebiet betroffen, wo der Gewittersturm mit Orkanböen von über 140 Kilometer pro Stunde hinwegraste: Das Handy- und Festnetz brachen zeitweise zusammen, der Strom fiel in vielen Haushalten aus. Etwa 100.000 Autos und unzählige Häuser wurden von umgestürzten Bäumen beschädigt. Die versicherten Schäden werden auf 650 Millionen Euro geschätzt.
Im Ruhrgebiet herrschte für Tage ein riesiges Verkehrschaos, da unzählige Straßen und Schienen von umgestürzten Bäumen blockiert waren. Die Feuerwehr rückte in Düsseldorf zu dreimal so vielen Einsätzen aus wie bei Orkan KYRILL im Jahr 2007. Selbst die Bundeswehr musste mit Kettensägen und Panzern helfen. In Neuss fiel der Schulunterricht für vier Tage aus, da die Schulwege nicht sicher waren. In Düsseldorf, Bochum und Essen wurde etwa jeder vierte Baum beschädigt. Insgesamt fielen rund 80.000 Festmeter Baumholz dem Sturm zum Opfer.
Für die Deutsche Bahn ist es das schlimmste Unwetter in ihrer Geschichte: 1500 Kilometer des Streckennetzes werden von umgestürzten Bäume beschädigt. Die wichtige Trasse Dortmund-Düsseldorf war für vier Tage nicht befahrbar. In Großstädten wie Essen oder Bochum fährt kein einziger Zug. Hunderttausende Pendler kommen die gesamte Woche nicht oder nur mit großer Verspätung zur Arbeit, da es auch auf den Straßen aufgrund von Sperrungen und riesigen Staus tagelang kaum ein Durchkommen gibt.
Das Unwetter war der Höhepunkt einer mehrtägigen, außergewöhnlich starken Gewitterlage. Sie entstand durch bis zu 38 Grad heißer subtropischer Luft, die zwischen Hoch WOLFGANG und Tief ELA nach Deutschland strömte. Über Frankreich und Belgien schlossen sich mehrere Gewitterzellen zu einem riesigen Gewittersystem, einen sogenannten "mesoskaligen, konvektiven Komplex" (MCC) zusammen. Auf der Vorderseite kam davon es von Aachen bis ins östliche Ruhrgebiet zu heftigen Fallwinden (engl.: "Downburst") bis 150 Kilometer pro Stunde.
Unwetter im Rückblick
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