WetterOnline ( https://www.wetteronline.de )

Unwetter im Rückblick

Sonntag, 27.07.1997

Die Jahrhundert-Oderflut

Deichbrüche an mehreren Stellen

Das Oderhochwasser im Juli und August 1997 ist bislang die schlimmste Flut an dem Strom seit Menschengedenken gewesen. Die damaligen Hochwasserschäden in Polen und Tschechien gingen in die Milliarden. Die Katastrophe forderte über 100 Menschenleben.

Nach einem Dammbruch wurden viele Dörfer an der Oder überflutet. Im Dorf Aurith in der Ziltendorfer Niederung stand das Wasser einen Meter hoch. Bild: dpa

Ungewöhnlich intensive Regenfälle ließen Anfang Juli 1997 in Polen und Tschechien Flüsse gefährlich anschwellen. In nur drei Tagen waren die Wasserstände schon nicht mehr messbar, riesige Gebiete standen unter Wasser. In Frankfurt erreichte der Pegel am 27. Juli eine Rekordhöhe von 6,56 Meter. Die Hochwasserschäden wurden in Polen und Tschechien mit 3,8 Milliarden Euro und in Deutschland mit 330 Millionen Euro beziffert. Mindestens 6.500 Menschen wurden evakuiert und mehr als 100 Menschen starben.

Mit einem Schlauchboot holten Anwohner Kleidung aus ihrem vom Hochwasser eingeschlossenen Haus in Wiesenau. Bild: dpa

Ursache für die verheerende Oderflut war der äußerst nasse Sommer. Es fielen 200 bis 450 Liter Regen pro Quadratmeter. Diese Mengen entsprechen dem Anderthalb- bis Zweifachen der durchschnittlichen Summen. So gab es Hochwasser nicht nur an der Oder sondern auch in anderen Regionen Deutschlands. Das Oderumfeld war jedoch am schwersten betroffen, da immer wieder sogenannte "Vb-Tiefs" mit ihren intensiven Regenfällen von den Alpen her über die polnischen und tschechischen Gebirgsregionen zogen.

Die Bundeswehr evakuierte viele Ortschaften und half den Menschen, wie hier in Brieskow-Finkenheerd im Südosten Brandenburgs. Bild: dpa

Das Hochwasser kam in zwei Schüben: Die erste Hochwasserwelle um den 10. Juli flutete weite Gebiete im polnischen und tschechischen Oderumfeld. Am 14. Juli erreichte die Flut Frankfurt. Die Behörden riefen dort zunächst Alarmstufe I aus. Am 17. Juli stand der Pegel bei Ratzdorf, wo Oder und die Lausitzer Neiße zusammenfließen, bei 6,20 Meter und damit fast dreieinhalb Meter über den langjährigen sommerlichen Durchschnittswerten.

Blick auf Teile der überfluteten Städte Frankfurt/Oder und Slubice (polnische Seite). Bild: dpa

Um den 20. Juli lösten neue Regenfälle die zweite Hochwasserwelle aus: Diese schob sich vom Oberlauf her oderabwärts. Zunächst konnte der Deich bei Brieskow-Finkenheerd dem Wasserdruck nicht mehr standhalten und brach. Zu einem weiteren Deichbruch kam es am 24. Juli bei Aurith, sodass die Wassermassen die 5.500 Hektar große Ziltendorfer Niederung fluteten. Diese zweite Hochwasserwelle erreichte das dicht bevölkerte Oderbruchgebiet am 30. Juli. Erste Evakuierungen begannen. In Ratzdorf baute man rasch einen langen Zusatzdeich.

Die Oder führte sehr starkes Hochwasser. An einigen Stellen brachen die Dämme. Immer wieder hatten Helfer Sandsäcke gefüllt, um die Deiche im Oderbruch zu verstärken. Bild: dpa

In Hohenwutzen konnte der unermüdliche Einsatz von Hunderten Hilfskräften einen drohenden Deichbruch verhindern. Hubschrauber transportierten pausenlos Tausende Sandsäcke zu den Soldaten. Eine spezielle und erstmals eingesetzte Vakuumtechnik machte es möglich, das Wasser aus dem durchnässten Deich zu ziehen. Dank dieser spektakulären Maßnahmen und mit Hilfe eines absichtlichen Flutens von Polderflächen konnte eine noch schlimmere Katastrophe vermieden werden. Anfang August waren die meisten Deiche dann wieder unter Kontrolle.

Link zu dieser Seite / Seite empfehlen

Das Wetter in ...