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Unwetter im Rückblick

Montag, 13.11.1972

Der "Niedersachsen-Orkan"

Böen bis Tempo 225

Eigentlich war ein harmloser Herbststurm angekündigt. Doch dann fegte am 13. November 1972 einer der schlimmsten Stürme über Mitteleuropa. QUIMBURGA hinterließ mit ungewöhnlich heftigen Böen eine Schneise der Verwüstung.

Die nachberechnete Wetterkarte für Orkantief QUIMBURGA am 13. November 1972. Der Kerndruck des Tiefs lag bei unter 953 Hektopascal und damit rekordverdächtig tief für Deutschland. Bild: Lars Lowinski / WetterOnline

Orkan QUIMBURGA wütet als schwerster Sturm der Geschichte in Niedersachsen. Extreme Orkanböen von 140 bis 160 Kilometer pro Stunde entwurzelte er im Bundesland etwa 50 Millionen Bäume, was 10 Prozent des niedersächsischen Waldbestandes entsprach. Unzählige Dächer und sogar Kirchtürme hielten dem Wind nicht stand. Auf dem Brocken im Oberharz erreichten Spitzenböen 225 Kilometer pro Stunde. Der Orkan mähte dort und im Ostharz ganze Wälder nieder. Die Aufräumarbeiten dauerten teils zehn Jahre.

Schwere Schäden richtete der Orkan an. Im Berliner Stadtteil Charlottenburg fiel ein Dachstuhl auf die Straße und beschädigte mehrere Autos. Bild: dpa

Insgesamt starben in England, Belgien, den Niederlanden, in Norddeutschland und der DDR 73 Menschen. In Deutschland betrug der Sachschaden 1,34 Milliarden Deutsche Mark, umgerechnet sind das rund 680 Millionen Euro. Der öffentliche Nahverkehr wurde vielerorts eingestellt, an den Flughäfen ging zeitweise nichts mehr. In den Städten verursachte der Orkan Chaos, deckte Dächer ab, beschädigte Strommasten und behinderte den Straßenverkehr. In nur zwölf Stunden legte QUIMBURGA eine Entfernung von 1000 Kilometern zurück.

Für etliche Menschen kam die Unwetterwarnung viel zu spät. Meteorologen hatten die Wetterlage zuvor nicht ganz so dramatisch eingeschätzt. Doch aus dem kleinen Tief QUIMBURGA, das über dem Atlantik entstanden war, wurde rasch ein schwerer Orkan. Erst am nächsten Morgen sahen die Meteorologen, was da tatsächlich auf Nord- und Ostdeutschland zukam. Das Wetteramt Bremen veröffentlichte die erste Unwetterwarnung. Dann folgten weitere Behörden und warnten die Bevölkerung über Radio und Fernsehen.

Zur damaligen Zeit steckte die Meteorologie noch in den Kinderschuhen. Wetterprognosen wurden noch nicht mithilfe von Wettersatelliten erstellt. Zudem konnten Wetterinformationen noch nicht schnell genug international ausgetauscht werden. Eine rechtzeitige Vorhersage des Orkans war daher nicht möglich.

(WO/dpa)

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