Astroinfos - Berichte für Fans der Astronomie
Astro-Infos Juli 2008
Wie weit sind Sterne entfernt?
Der Monat Juli verdankt seinen Namen dem römischen Imperator Julius Cäsar, der auch den julianischen Kalender eingeführt hat. Im Althochdeutschen nannte man ihn auch Heumond oder Erntemonat. Bei einem normalen Witterungsverlauf beginnt in der zweiten Julihälfte die heißeste Zeit des Jahres, die auch unter dem Begriff "Hundstage" - benannt nach dem Stern Sirius im Sternbild Großer Hund - bekannt ist.
Der Sternenhimmel im Juli - Blick nach Süden
Die Planeten Mars und Saturn sind zum Monatsbeginn in der Abenddämmerung noch tief über dem westlichen Horizont zu erspähen, bevor sie im Monatsverlauf in den Strahlen der Sonne verschwinden. Am 6. Juli erhalten die beiden Planeten Besuch von der schmalen Mondsichel, die dann etwas unterhalb steht. Am 11. passiert Mars seinen Kollegen Saturn, wobei beide Planeten einige Tage davor und danach gemeinsam im Gesichtsfeld eines Feldstechers zu sehen sind.
Jupiter gelangt am 9. Juli in Opposition zur Sonne. Regelmäßige Leser dieser Rubrik wissen, dass er somit der Sonne gegenüber steht und die ganze Nacht zu sehen ist. Leider steht Jupiter in diesem Jahr so tief wie in den vergangenen zwölf Jahren nicht mehr, so dass in einem Teleskop auf seinem ovalen Scheibchen nur wenige Strukturen sichtbar sind. Doch lassen sich in einem Fernglas gut die vier hellsten Jupitertrabanten entdecken, die von Abend zu Abend eine andere Stellung einnehmen.
Eine häufig von Sternwartenbesuchern gestellte Frage ist, wie weit Sterne entfernt sind und woher Astronomen die Entfernung von Sternen kennen. Mit einem kleinen Experiment lässt sich das Prinzip der Entfernungsmessung demonstrieren: Streckt man einen Arm aus und kneift abwechselnd das linke und das rechte Auge zu, erkennt man, wie der ausgestreckte Daumen vor einem entfernteren Hintergrund hin und her springt.
Wählt man eine größere Basis als die beiden Augen, wie die Position der Erde nach einer halben Sonnenumkreisung von etwa 300 Millionen Kilometer, kann man diesen Effekt auch bei nahen Sternen vor den weiter entfernten Hintergrundsternen beobachten. Aus der beobachteten Winkelverschiebung lässt sich somit die Entfernung benachbarter Sterne berechnen.
Der Stern 61 Cyg im Sternbild Schwan
Zuerst angewandt wurde dieses Verfahren durch F. W. Bessel im Jahre 1838 an dem Stern 61 Cyg im Sternbild Schwan (lat. Cygnus). Das Ergebnis: 61 Cyg ist 11,4 Lichtjahre von der Erde entfernt und gehört somit zu unseren Nachbarsternen. Im Juli ist 61 Cyg gut zu sehen und an dunklen Orten ist er bereits mit dem bloßen Auge zu erkennen, sonst leistet ein Fernglas gute Dienste. Der Kreis im Karteneinsatz entspricht dem Gesichtsfeld eines 8-fach vergrößernden Feldstechers.
Bei dieser Vergrößerung erkennt der Beobachter auch, dass es sich bei 61 Cyg um einen Doppelstern handelt, dessen Komponenten in etwa 660 Jahren um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen. Die beiden Sterne heben sich als zwei orange leuchtende Sternpunkte deutlich vom Hintergrund der Milchstraße ab. Ein absolut lohnenswerter Anblick.
Zum Schluss noch ein kurzer Hinweis zum 1. August: in den Vormittagsstunden wird die Sonne teilweise durch den Mond bedeckt. In Deutschland ist diese Bedeckung nur gering, wer den vollen Genuss einer totalen Sonnenfinsternis erleben möchte, muss sich an diesem Tag in die Polarregionen, nach Sibirien oder nach China begeben.