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Die Chemtrail-Verschwörung - Spezial

Die Chemtrail-Verschwörung Teil 3

Kondensstreifen und bunte Wolken

Chemtrail-Gläubige behaupten, früher sei der Himmel noch frei von Kondensstreifen und erst recht von farbigen Lichterscheinungen in den Wolken gewesen. Erst seit Mitte der 1990-er Jahre hätten dies giftige "Chemtrails" geändert. Wo liegt der Denkfehler?

Kurzlebiger Kondensstreifen am sonst klaren, blauen Himmel: War dieser früher tatsächlich "sauberer" als heute? Rechts im Bild kann man übrigens die schmale Mondsichel erkennen. Bild: dpa

Das Gedächtnis der meisten Menschen ist kurz und vor allem selektiv. Mit schönen Erlebnissen verknüpfte Bilder und Gefühle brennen sich - ebenso wie besonders unangenehme Ereignisse - deutlich tiefer in die Erinnerung ein, als unauffällige und daher neutrale Wahrnehmungen. Hinzu tritt der Hang sich in "verloren" geglaubte Kindheitserinnerungen hineinzusteigern. So bleiben Bilder strahlenden Sonnenscheins von glasklarem Himmelsblau noch "lebendig", während solche von Wolken oder Kondensstreifen getrübten Himmels im Kopf längst verblasst sind.

Halophänomen aus dem Jahre 1974 über Norwegen, fernab jeden Flugverkehrs. Links: verblasstes Original, rechts: farbkorrigiert. Für Chemtrail-Gläubige gibt es solche Phänomene erst seit den 1990-er Jahren. Bild: Jürgen Vollmer

Dies gilt umso mehr, als die Zahl langlebiger Kondensstreifen gegenüber früheren Jahrzehnten in der Tat um ein Vielfaches zugenommen hat. Der ebenso banale, wie logische Grund: Der Luftverkehr hat sich vervielfacht und damit auch die Zahl der Kondensstreifen erzeugenden Jets. Wo 1980 gerade mal zehn Flieger über einen ganzen Tag hinweg ihre Bahnen zogen, sind es heute fünfzig in nur wenigen Stunden. Und moderne Jets fliegen höher und erreichen damit Luftschichten, die für die Bildung von Kondensstreifen noch weitaus günstiger sind.

Die Grafik veranschaulicht die Dichte des Flugverkehrs in nur wenigen Stunden über Europa. Es liegt auf der Hand, dass sichtbare Kondensstreifen gegenüber früher längst der "Normalfall" sind. Bild sowie eine Animation dazu: NATS

Hinzu kommt die Tatsache, dass die Triebwerke moderner Jets mehr Wasserdampf ausstoßen als ältere Flieger. Und das wiederum begünstigt die Haltbarkeit von Kondensstreifen, sodass deren Häufung ganz normalen physikalischen Gesetzen folgt. Fazit: Kondensstreifen gibt es nicht erst seit 20 Jahren, sondern seit Entwicklung höhentauglicher Flugzeuge in den 1930-er Jahren. Ihre Zahl hat aber in den letzten Jahrzehnten mit dem Luftverkehr stark zugenommen und damit natürlich auch die zwar ungewollte, jedoch erhebliche Verschmutzung der Atmosphäre.

Nebensonne in alterndem Kondensstreifen: Die farbenprächtige Haloerscheinung entsteht durch Spiegelung und Brechung von Sonnenlicht. Halosichtungen sind allerdings auch schon aus dem Mittelalter überliefert. Bild: Gerd Bierling

Farbige Lichterscheinungen wie Halos und irisierende Wolken wurden sogar schon lange vor Beginn der Luftfahrt beobachtet. Die Erklärung von Chemtrail-Gläubigen, geheime Versuche der Forschungseinrichtung "HAARP" mit elektromagnetischen Wellen würden hier versehentlich "Chemtrail"-Substanzen sichtbar machen, entbehrt jeder Grundlage. Bunte Lichterscheinungen in und um Wolken gibt es schon seit es Wolken gibt. Sie sind ebensowenig Ergebnis geheimer Wettermanipulation wie von Kondensstreifen. "Chemtrails" im Sinne ihrer Verfechter gibt es nicht.

Lesen Sie in Teil 4, ob Wetter und Klima tatsächlich mittels "Geoengineering" manipuliert werden ...

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