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Tornado - Spezial

Teil 2: Was sind Superzellen

Wenn Wolkentürme rotieren...

Tag für Tag entladen sich rund um den Globus hunderte von Gewittern, die meisten von ihnen in den feuchtwarmen tropischen Regionen der Erde. Zu ihren Begleiterscheinungen gehören neben Blitz und Donner meist heftige Regengüsse, Hagel und Sturmböen. Die meisten dieser Gewitter sind Einzelgänger, kleinräumige Zellen von nur wenigen Kilometern Ausdehnung und einer kurzen Lebensdauer von nur 30 bis 60 Minuten. Schließen sich solche Einzelzellen jedoch mit anderen Gewitterwolken zusammen, können sie manchmal über Stunden hinweg aktiv bleiben, weite Gebiete überdecken und sich in lang gezogenen Linien - so genannten "Squall-Lines" - aneinanderreihen.

"Superzellen" unterscheiden sich von solchen organisierten Gewitterkomplexen grundlegend: Sie bleiben - auch wenn sie sich bisweilen großräumigeren Gewitterverbänden angliedern - immer Einzelzellen mit einem eigenen, in sich geschlossenen Aufbau. Dieser stellt stetigen Nachschub an energiereicher, feuchter Warmluft sicher und verleiht ihnen damit eine weitaus größere Lebensdauer, als sie "normalen" Gewitterzellen möglich ist. Entscheidend ist dabei, dass die oberen Wolkenbereiche einer Superzelle durch mit der Höhe sich ändernde Windgeschwindigkeit (Windscherung) gegenüber der Wolkenbasis seitlich versetzt sind.

Dadurch fällt der in den Wolken gebildete Niederschlag, meist großer Hagel und Starkregen, nicht in ihren den Energienachschub sicherstellenden Aufwindbereich zurück, sondern bildet einen eigenen, vom Aufwind getrennten Bereich. Diese Zone eines Gewitters wird auch als "Core" (Kern) bezeichnet. In ihm jagen mit dem Niederschlag abgekühlte Luftpakete mit großer Geschwindigkeit als Downburst (Fallböe) zur Erde, wo sie sich in Gestalt massiver Orkanböen seitwärts ausbreiten und dabei oft große Schäden verursachen. Weil der Aufwindbereich der Superzelle von diesem Vorgang nicht getroffen wird, kann er ständig weiteren, energiereichen Warmluftnachschub in den Wolkenturm blasen.

Das wichtigste Merkmal einer Superzelle besteht jedoch darin, dass ihre Aufwindzone zudem aufgrund einer in höheren Luftschichten ausgeprägten Änderung der Windrichtung (Richtungsscherung) in Rotation versetzt wird. Die dabei erzeugte Drehbewegung kann bei starker Scherung große Teile des Wolkenmassivs erfassen und trägt so zusätzlich zur räumlichen Trennung der Auf- und Abwindbereiche und damit zur weiteren Intensitätssteigerung der Zelle bei.

Eine Superzelle aus der Sat-Perspektive:

Durch die in Gang gesetzte Rotation der gesamten Wolkenbasis herrschen in einer solchen Superzelle nahezu ideale Voraussetzungen für die Bildung von Tornados. Wird in diesem Stadium eine den Weg der Superzelle kreuzende Windwalze (Erklärung siehe Teil 1) vom Aufwind erfasst, so kann sich binnen Minuten der rotierende Rüssel dieses gefährlichsten aller Wirbelstürme voll entwickeln und sich seinen Weg in einer Schneise der Zerstörung bahnen. Genau dies geschieht nach aktuellem Wissensstand bei etwa 10 bis 20 Prozent aller Superzellen.

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